[Den Menschen ist an mir ein merkliches gelegen] Die andern lacheten ob der seltzamen Beschreibung/wiewohl sie das Beschriebene nicht errahten konden. Damit sie aber Periandern zu dessen Auflössung vermögeten/ fiengen sie an/ ein ieder auch eines zu erzälen/ so gut es ihnen in der Eil ihre Gedanken eingaben/ folgender massen: Den Menschen ist an mir ein merkliches gelegen. Ich habe viel verderbt: doch auch viel gut gemacht. Man schafft mit mir zumahl viel Nutzen bey der Nacht/ Der an dem Tag bricht auß. Ich führe meinen Degen. In einer rohten Scheid: Mit diesem wehr ich mich. Es närt mein ärgster Feind an meinem Tische sich. Die ich Großmutter heiß'/ ist ihres Sohnes Schwester: Vnd Tochter ihres Manns. Trutz einem/ der mich läster'. Vor Anbegin der Welt ward ich zur Welt gebracht. Durch mich hat man zuerst die Sternsehkunst erdacht. Bin nichts/ und etwz doch. Ein Jüngling/ an dē Morgen. Mittags/ ein kleiner Knab. Des Abends/ als ein Mann. Nachts/ wie die halbe Welt. Diß Gantz' ist meine Bahn. Ich lauf' ohn Leben fort. Ein kurtzer Artzt der Sorgen. Man sucht und hat mich schon. Ich folge/ wann man flieht: Vnd fliehe/ wann man folgt. Nochwerd ich nimmer müd. Sobald ich werden soll/ muß meine Mutter sterben: Alsdann so wirkt mich erst mein Vatter vollends aus. Vollendet/ bin ich nur ein todtes Ding und Haus: Doch kan mir männiglich das Leben bald erwerben. Ein Hauch beseelet mich/ und tödet mich auch wider. Ich bläh mich blötzlich auf. Auf den Pantoffelfuß/ Der mir am Halse steht/ erleid ich manchen Kuß. Es tastet meinen Bauch/ und hälset mich ein ieder. Dem Weibesvolk bin ich lieb. Das zauset meinen Bart/ Vnd küsst/ und tätzelt mich. Ich werde täglich kleiner: Bis daß ich gar erstirb. Nicht leicht entbärt man meiner. Ich leb nach meinem Tod. Was hunderten nicht ward/ Genieß' ich täglich dann: indem ich künlich hertze Die zarte Jungferhaut. 1 Ich trieb mit ihnen Schertze Bey Tag und auch bey Nacht. Bin ich denn abgemutzt/ So mach ich/ daß ein Mann die Ewgkeiten trutzt. 2 Fußnoten 1 Hemd. 2 Papier.