[Ich lieb den stillen Pfad/ dich lieb ich/ wilder Wald] Es fügte sich aber ohngefär/ daß das erste Theil des zerrissnen Papiers an einer Hekken hangend bliebe/das andre aber/ nachdem es von dem Winde etliche mahl überworfen/ mitten auf der Strassen liegend bliebe. Hier wolten ihme Montano und Klajus in die Rede fallen/ er bate aber/ sie wolten ihn diese Erzehlung vollenden lassen/ hernach könden sie/ wann etwas darinnen gefehlt/ genugsame Anmerkung thun. Welches/ weil sie es ihme verwilligten/ fuhre er ferner also fort: Folgender Tagen gelangeten der Orten herüm Montano und Klajus/ deren dieser den ersten/jener den letzern Teil von dem zertrümmerten Gedichte gefunden/ wiewol keiner mit des andern Vorwissen/Vnd sind sie beede vermutlich sobald mit ihrem Fund/ nach eben der vorbesagten Wildniß/ als die ihnen vielleicht allbereit bekandt/ geeilet/ einhälligen Willens/ jeder sich/ seinen Teil zu ergäntzen/ zu bemühen/ und zwar mit ungleichen Gedanken: Dann Klajus wänende das Gedicht behandle Die Ein-falt. (massen ihme nur die zwo ersten Sylben/ des Titels/die Einsamkeit als den Inhalt anmeldende/ zu handen kommen) ergäntzete die ersten Halbreimen solcher massen/ wie ihr von diesem Papier vernehmen möget: 1 Ich lieb den stillen Pfad/ dich lieb ich/ wilder Wald/ Entfernet von Geplärr/ der Einfalt Aufenthalt. Hier hat kein Wagenrad das Sorgengeld gehäuffet/ Der Fisch in diesem Deich wie ich/ in Ruhe schweiffet. Es hat kein Wandersmann betreten diesen Platz/ Erhaben aus der Qwell der Perlenmutter Schatz. Kein leichtgefüstes Reh hat Bezoar getrehnet/ Noch in dem dikken Busch sich nach der Lust gesehnet. Es hegt in jenem Schloß kein List und Meucheltrug/ Da nur die Fledermauß im Dunkeln hebt den Flug. Das unverschlossne Haus heist offnes Hertzens trauen/ Der Last hat seinen Grund die Palmen machen schauen. Das Käutzlein unn der Dachs bewohnt den öden Sand/ Es dekkt das Marderthier der Sorgen-Marterstand. Im Keller findet man noch Wein noch Bier zū bästē Die Kröten samt der Maus sind von den stäten Gästen. Ein Nusbaum wächset dort mit Capuciner-Kost/ Er stehet Wurtzelfäst/ das Wasser ist der Most. Der düsterrauhe Wald hegt die bejahrten Eichen/ Dem nie-gepflügten Ort/ das ältste Träid zu reichen. Wie nennet man den Fluß? von der Vergessenheit/ Sein Abfall dienet mir in mancher Sorgen Leid. Ist dann der Schattenwald zur Einfalt-Ruh geheget? 2 Sein grünbelaubter Thron noch Kron noch Purpur träget. Hör/ leichtes Felsen-Kind/ was ist die schwerste Pein? Der gelblich-grüne Frosch spricht: falscher Warheitschein Mich dünkt in dieser Gruft solt man geruhig greissen. Die pfleget meiner Pfeiff den Gegenhall zu weissen. Ich liebe diesen Ort/ der sonder Hofarts-pracht Mich auf so ödem Weg mir selbst selb-eigen macht. Es überschattet mich mein unversehrt Gewissen/ Wo sich mit dem Gesang die Freuden reich ergiessen. Von welcher Brunstbegierd entstehet nicht die Reu? Hört/ wies im Thal erklingt Wann fält das Steingebäu? Wie? redet auch der Stein? so rühr ich auch die Säiten/ Daß meiner Flöten Spiel muß mit dem Echo streiten: Einsamkeit lehret einfältige Lieder/ Lieder die lauten vom Gegenhall wieder: Aber wir sollen nicht Städtepracht suchen/ Weil sie verursacht der Einfalt zu fluchen. Liebet doch/ liebet einfältiges Streben/ Liebet der Hürden unschuldiges Leben/ Flöte/ wir wollen nicht Städtepracht suchen/ Weil sie verursacht der Einfalt zu fluchen. Fußnoten 1 Hemisticliū. 2 Claud de rapt. Pros. glande relictâ Cesserit inventis Dodonia quercus aristis.