Der Traum Ich schlief in einem Garten, Den Ros' und Myrthe zierten, In dem drei holde Schönen Den habentblößten Busen Mit frischen Blumen krönten, Die jede singend pflückte. Bald gaukelten die Spiele Des Stifters leichter Träume Mir um die Augenlider, Und mich versetzten Morpheus Und Phantasus, sein Bruder, Ans Ufer von Cythere. Der bunte Frühling färbte Die Blumen dieser Insel; Der leichte Zephyr küßte Die Pflanzen dieser Insel; Und sein Gefolge wiegte Die Wipfel dieser Insel. Wie manches Feld von Rosen, Wie mancher Busch von Myrthen War hier der Venus heilig! Der Göttin sanfter Freuden, Der Freuden voller Liebe, Der Liebe voller Jugend. Ich sah die Huldgöttinnen, Geführt vom West und Frühling, Gefolgt von Zärtlichkeiten, Mit Rosen sich umkränzen, Sich Mund und Hände reichen Und ohne Gürtel tanzen Und bei den Tänzen lachen. Hier fand ich auch den Amor, Der seine Flügel sonnte, Die ihm vom Thau befeuchtet Und so betröpfelt waren, Als da er seinen Dichter Anacreon besuchte. Er wollte von mir wissen, Wer von den holden Dreien Bei mir den Vorzug hätte, Als mich von jenen Schönen, Die sich die Blumen pflückten, Die Schönste lächelnd weckte.