Chloris In jenem zarten Alter, Als ich mit meinem Schäfchen Mich noch zu messen pflegte Und älter war, doch kleiner, Als mein getreues Schäfchen, Da folgt ich schon der Chloris, Wie mir mein treues Schäfchen. Auch schon in jenen Zeiten War sie in meinen Augen Mehr als ein sterblich Mädchen, Und ist noch eine Göttin, Und mir die schönste Göttin, Die jemals sichtbar worden. Einst sagt' ich ihr: ich liebe; Ich liebe dich, o Chloris. Dies war des Herzens Sprache, Dies sagten meine Seufzer; Die kindisch blöde Zunge Ließ Herz und Seufzer reden Und fand sich keine Worte. Doch mich verstand die Schöne Und schenkte mir ein Mäulchen, Ein unvergeßlich Mäulchen. Und sprach zu mir: Du Kleiner, Du kennst noch nicht die Liebe. Seitdem entbrannte Chloris, Jedoch für andre Schäfer. Seitdem fing mancher Schäfer Aus Chloris Augen Feuer. Seitdem kam ich ins Alter, In dem wir Menschen lieben, Wie unsre Väter liebten. Es reiften meine Jahre, Es gab mir jeder Frühling Mehr Zärtlichkeit und Wünsche. Noch jetzt verehr' ich Chloris; Mir aber ist sie spröde Und wünscht nicht zu erfahren, Ob ich die Liebe kenne; Und jener süßen Stunde Und ihres kleinen Schäfers Und ihres holden Kusses Vergißt die stolze Schöne. Nur ich kann ihrer Lippen, Die sie mir lächelnd reichte, Nur ich kann ihres Kusses Und ihrer nicht vergessen.