Das Gesellschaftliche 1729. Ihr Freunde, zecht bei freudenvollen Chören! Auf! stimmt ein freies Scherzlied an. Trink' ich so viel, so trink' ich euch zu ehren, Und daß ich heller singen kann. Der Rundtrunk muß der Stimmen Bund beleben, So schmeckt der Wein uns doppelt schön; Und ein Gesetz, nur eines will ich geben: Laßt nicht das Glas zu lange stehn. Ihr Freunde! zecht, wie unsre Väter zechten: Sie waren alt und klug genung, Und manchen Zank, bei dem wir Söhne rechten, Ertränkten sie im Reihentrunk. Sie thaten mehr: Saß nur an ihrer Seite Ein Kind voll holder Freundlichkeit: So gab dem Wein ein Schmätzchen das Geleite; So ward ein Glas dem Kuß geweiht. Wie trostlos war der Zeiten erste Jugend, Als Thyrsis einer Phyllis sang; Und zum Geseufz von Leidenschaft und Tugend Mit ihr nur schwaches Wasser trank! Die Nüchternheit, die Einfalt blöder Liebe, Verlängerten der Schäfer Müh': Wir trinken Wein, befeuren unsre Triebe Und küssen muthiger, als sie. Lockt uns kein Laub in ungewisse Schatten, So baut man Dach und Zimmer an, Die manchem Kuß mehr Sicherheit verstatten, Als Forst und Busch ihm leisten kann. Der süße Reiz der ewig jungen Freude Wird stets durch Lieb' und Wein vermehrt. Wenn ich den Scherz und den Tockayer meide, So sagt: Bin ich der Jugend werth? Wie eisern sind doch ohne dich die Zeiten, O Jugend, holde Führerin! Bereite hier den Sitz der Fröhlichkeiten Und banne Frost und Eigensinn! Gesellt euch! stillt mit angeerbtem Triebe Den Durst nach Küssen und nach Wein. Es eifert schon der Weingott mit der Liebe, Den besten Rausch uns zu verleihn. Doch soll man nicht den ersten Schäfern gleichen? O freilich ja! Folgt ihrer Pflicht: Des Abends Lust, der Nächte Freundschaftszeichen Verrieth ein rechter Schäfer nicht.