56. Die Seele ohne Freund der Seele Hat Lust nicht an der Welt: Wem dieser fehlt, von dem ist's sicher, Dass ihm auch jene fehlt. Bei Niemand ward von jenem Holden Ein Zeichen ich gewahr; Bin ich so blöde, oder wäre Er aller Zeichen bar? Auf der Station zufried'nen Lebens Thut nimmer man Verzicht: Halt' an, o Karawanenführer! Der Weg hat Grenzen nicht; Wie hundert Feuermeere glühet Hier jeder Tropfen Thau's: O Jammer! Dies verworr'ne Räthsel Bringt kein Verstand heraus. Nicht viele Freude schafft das Leben, Wenn's uns am Freund gebricht: Gebricht's am Freund uns, schafft das Leben Uns viele Freude nicht. Des Zechens Art und Weise lerne, O Herz, vom Vogte du: Berauscht ist er; allein ihm muthet Kein Sterblicher es zu. Enthülle keinem Nebenbuhler Dein Herz; – selbst Kerzen nicht: Weil's jenen Schelmen, den geköpften , Am Zungenband gebricht. Der, den als Meister du erkennest, – Wenn du es recht besieh'st – Besitzt zwar, was man Kunst mag nennen, Doch keinen Vers, der fliesst. Die Harfe mit gekrümmtem Rücken Lädt zum Genuss dich ein: Der Rath, den Greise dir ertheilen, Wird dir nicht schädlich sein. Dass einst das Schicksal durch die Winde Den Schatz Kărūn's geholt, Das, Freunde, sagt der Rosenknospe: Sie birgt dann nicht ihr Gold. Kein Mensch hat einen Knecht hienieden, Der mit Hafis sich misst: Kein Mensch hienieden einen König, Der dir vergleichbar ist.