2. Ich schäme mich, dass ich dem Weine Zur Zeit der Rosen hab' entsagt; Mög' Niemand sich zu schämen haben Weil Unrecht er zu thun gewagt! Als Fallstrick auf der Bahn der Liebe Erweiset meine Tugend sich, Drum schäm' ich vor dem holden Schenken In keinem Anbetrachte mich. Des Blut's, das gestern Nachts geflossen Aus meines Auges kleinem Haus, Muss ich mich vor den Träumen schämen, Die wandeln durch der Nächte Graus. Weit schöner als die Sonne bist du. Und Dank sei Gott gezollt dafür Dass ich im Angesicht der Sonne Mich nimmer schämen darf vor dir. Es wird vielleicht der Freund aus Milde Nicht fragen ob gesündigt ich: Denn es betrübte mich die Frage, Und einer Antwort schämt' ich mich. Nie wandte ich im ganzen Leben Von deiner Schwelle mein Gesicht. Und schäme mich, durch Gottes Gnade. Vor dieser Schwelle' sicher nicht. Warum wohl unter deiner Lippe So gifterfüllt der Becher lacht? Weil deine Lippe, gleich Rubinen, Den Rebensaft sich schämen macht. Wohl hält die trunkene Narcisse Mit vollem Grund gesenkt das Haupt: Vor jenem vorwurfsvollen Auge Ist sich zu schämen ihr erlaubt. Es hüllet in des Dunkels Schleier Sich stets nur desshalb Chiser's Quell, Weil er sich vor Hafisen schämet, Und diesem Lied, wie Wasser hell. Es birgt im Schleier einer Muschel Die Perle desshalb ihr Gesicht, Weil sie sich vor den Perlen schämet Die mir erglänzen im Gedicht.