Als er über den Lauf der jezigen Welt sich beklagete Wem die Welt von allen Seiten Und der Lauf der lezten Zeiten Täglich in die Augen fällt, Diesem kan man nicht verdencken, Wenn ihm Ärgernüß und Kräncken Alles Lebens Lust vergällt. Soll man ja die Warheit sagen, Hat man in den Kindheitstagen Freylich noch die göldne Zeit; Schlafen, Spielen, Scherz und Lachen Und kein Kummer toller Sachen Geben uns Zufriedenheit. Aber diese kurze Freude Wird hernach zu größerm Leide Und vergeht auch wie ein Traum; Denn so bald die Jugend blühet Und uns unter Umgang ziehet, Finden schon die Sorgen Raum. Last den Hochmuth hizig rennen Und nach hohem Range brennen – Was gewinnt er? Furcht und Last. Unruh liegt im Ehrenbette, Und der Sorgen Sclavenkette Hält auch Fürsten oft umfast. Schäze, die man sich erschwizet, Bringen den, der sie besizet, Oft um manche gute Nacht; Lehnt man sie der Welt zum Besten, Wird man von des Undancks Gästen Noch mit Schaden ausgelacht. Täglich in Gesellschaft leben Heist sich auf ein Meer begeben, Wo ein steter Sturm regiert; Wer nur etwan halb geglitten, Wird beredt, verhöhnt, verschnidten, Ja wohl gröber abgeführt. Die uns vorwärts freundlich küßen, Reißen mit Verleumdungsbißen Heimlich unser Ehrenkleid; Schäzt und ehrt man uns vor andern, Muß man gleich auf Dörnern wandern, Die der Feind verdeckt gestreut. Auch die allerbesten Schwestern Schämen sich nicht, die zu lästern, Der sie sich sonst selbst vertraun; Mienen, Kleider und Gebehrden Müßen arme Sünder werden, Welchen viel den Richtplaz baun. Schweigt man still, so heist's gezwungen, Giebt man zu, so sind die Zungen Der Verleumder noch so scharf, Daß sie mehr zur Rache lügen, Bis wir Zanck und Händel kriegen, Die man auch nicht ahnden darf. Schonen uns auch fremde Gloßen, Geben gar die Hausgenoßen Unsern Feinden Zung und Wind, Bis die Lehrer eingenommen Und wir auf den Holzstoß kommen, Wo die Flüche Flammen sind. Wär auch alles zu verschmerzen, So ist dies ein Stein im Herzen, Daß auch ehrlich nicht mehr gilt; Hat man noch so treue Sinnen, Wird man doch nur Spott gewinnen, Wo man nicht wie andre schilt. Freunde, die uns Farbe halten, Schlafen längst mit unsern Alten Und sind jezo nur verstellt. Bey dergleichen eitlen Sachen Dürft ich fast den Ausspruch machen: Einsam oder von der Welt! Doch was einsam? Misgunstsblicke Schleichen sich mit Gift und Tücke In den tiefsten Winckel ein; Soll uns nun kein Neid entdecken, Muß man sich wohin verstecken? Unter einen Leichenstein. Sichre Freyheit vor dem Jammer, Holde Gruft, Vergnügungskammer, Sanftes Lager lezter Ruh! Deine Gegend bald zu füllen, Eilt mein Geist mit Lust im Stillen Schon in Hofnung freudig zu. Dieser Raum von wenig Ellen Schüzt mich vor den bösten Fällen, Die im Leben weh gethan; Hier verstummt des Neides Toben Und da fängt er an zu loben, Was er nicht mehr drücken kan.