An eben dem vorigen Feste Evangel. Luc. XIX. v. 12. etc. Ein Fürst zog in ein fernes Land Mit seinen Kriegesheeren, Um, wenn er da ein Reich erlangt, Mit Siegen heimzukehren. Zehn Knechten gab er auch zehn Pfund Und sprach: Da könt ihr handeln Und bis zu meiner Wiederkunft Nach Nuz und Vortheil wandeln. Er war kaum fort, so fingen ihn Die Bürger an zu haßen Und wollten sich hinfort nicht mehr Von ihm beherrschen laßen. Er kam zurück und foderte Die zehn bestellten Knechte, Damit er nunmehr den Gewinn Von jedem wißen möchte. Der erste kam und brachte seins Nebst zehn erworbnen Pfunden. Ey, sprach der Herr, du frommer Knecht, Du bist getreu erfunden, Und da du dies im Kleinen zeigst, So nimm auch größre Gaben, Zehn Städte solstu unter dir Und zur Regierung haben. Der andre Knecht gab auch sein Pfund, Womit er fünf erhalten Und kriegte von dem Herrn davor Fünf Städte zu verwalten. Allein der dritte kam und sprach: Herr, nimm dein Pfund zurücke, Ich hab es ruhig hingelegt Aus Argwohn vor dem Glücke. Ich weis, du bist ein strenger Mann, Den jeder zitternd ehret, Du erndtest, was du nicht gesät, Nimmst, was dir nicht gehöret. Du Schalcksknecht, sprach der Herr im Zorn, Dein Maul und frech Gesichte Macht, daß ich deine Faulheit jezt Nach deinen Worten richte. Denn wustestu, wie streng und scharf Wir zu verfahren pflegen, So soltestu umdestomehr Mein Geld zum Wechsler legen, Damit ich, wenn ich unverhoft Zurück nach Hause käme, Mein dir vertrautes Hab und Gut Mit Wucher wiedernähme. Und sprach er zu den übrigen, Die an der Seite stunden: Nehmt ihm sein Pfund und gebt es dem Mit zehn erworbnen Pfunden! Sie sprachen: Herr, der hat ja vor. Nein, sprach er, ihr sollt wißen: Ein jeder, der da hat, bekommt Noch mehrers zu genießen. Wer nicht hat, soll auch überdies Was er noch hat, verlieren; Die aber, welche mich verschmäht, Sie weiter zu regieren, Führt her als Feinde, welche mir Von nun an nicht mehr taugen, Und würgt sie noch den Augenblick Allhier vor meinen Augen. Der Heiland gieng durch schweren Kampf, Das Reich uns zu erstreiten Und in des Vaters Herrligkeit Die Wohnung zu bereiten. Er lies uns Knechten Geist und Wort Und Gnad und Buße geben, Um bis zu seiner Wiederkunft Dem Reichthum nachzustreben. Dem Reichthum in der Frömmigkeit Und an des Geistes Fülle; Doch unser Heiland war kaum fort, So fing der böse Wille Verkehrter Knecht und Menschen an, Sein süßes Joch zu haßen Und wollte sich von ihm nicht mehr Mit Liebe schüzen laßen. Und dies geschieht noch Tag vor Tag. Was wird der Herr nun sprechen? Und wie so schröcklich wird er nicht Den Ungehorsam rächen? Der Tag von seiner Rückkunft eilt Und wird nicht außen bleiben; Wer klug ist, mag sein Pfund verthun Und guten Wucher treiben. Der, so sein Pfund wohl angelegt, Wird zweyfach mehr bekommen Wie hier der erst und ander Knecht Von ihrem Herrn genommen. Der aber, der durch Müßiggang Sein Gut und Theil vergraben, Soll gar nichts und noch wohl dazu Den Fluch zu Lohne haben. Auch jene, die ihm nicht den Ruhm Des besten Königs gonnten Und ihn zum Fürsten über sich Nicht weiter leiden konten, Die wird er einmahl, wenn er kommt, Vor so ein Widerstreben Dem Tode, der sie ewig quält, Mit Eifer übergeben.