Am Fest des H. Ludovici Epistel Sap. X. v. 9. etc. Die Weißheit reißt aus aller Noth Die, so sich ihr ergeben, Sie leitet des Gerechten Fuß Und rettet Jacobs Leben Und zeigt ihm, da er dort den Zorn Des Bruders fliehen muste, Im Traume deßen Herrligkeit, Die er zu ehren wuste. Sie half ihm in der Arbeit fort, Sie wust ihn zu beschüzen, Man that ihm Unrecht und Gewalt, Sie lehrt' ihn Stäbe schnizen, Sie macht' ihn sicher in Gefahr Und gab ihm Sieg zum Ringen Und wies ihm, durch die Gottesfurcht Sey alles zu erzwingen. Die Weißheit macht' auch Josephs Herz Im Guten täglich stärcker, Sie hielt ihn von den Sünden ab Und fuhr mit ihm in Kercker, Sie stund ihm in den Banden bey, Bis man, eh er es dachte, Den Scepter eines Königreichs Ihm ins Gefängnüß brachte. Da war nun Joseph Obrigkeit. Nun kont er die regieren, Die ihn vorher mit Macht gesucht In Spott und Schimpf zu führen. Dies that die Weißheit, die nunmehr Die frechen Tadler höhnte Und mit der grösten Herrligkeit Das Haupt der Unschuld crönte. Die Weißheit ist der gute Trieb, Gott rein und treu zu lieben Und unsern Nechsten allzeit mehr Zu beßern als betrüben. Wer diese Neigung bey sich fühlt, Der kan stets im Gewißen, So sehr es auch von außen stürmt, Den reichsten Trost genießen. Der Herr, der stets die Seinen schüzt, Muß solcher Weißheit wegen, Die stets nach Recht und Warheit strebt, Der Frommen Wuntsch erwegen. Er hebt sie ofters durch den Fall; Wenn alles trübe scheinet, So kommt und zeigt er unverhoft, Wie gut er es gemeinet. Bevortheilt uns der nechste Freund Wie Labans List und Tücke, Man thu nur seiner Pflicht genug, So geht uns nichts zurücke. Der Seegen folgt der Arbeit nach Und kan uns nicht verlaßen, Wenn wir mit Glauben im Beruf Das Faulheitsküßen haßen. Verfolgung hilft der Weißheit auf Wie Last den Palmenzweigen, Und wer zuerst in Gruben liegt, Kan bald den Thron ersteigen. Die Brüder Josephs dachten ihn Aus Misgunst hinzurücken Und musten sich hernach mit Angst Vor seiner Wohlthat bücken. Die geile Boßheit dieser Welt Versucht auf allen Seiten, Uns, wie die Frau des Potiphars Den Joseph, zu verleiten. Die Weißheit bittet und ermahnt Und hält uns von der Sünde, Bis daß die Tugend Glück und Ruhm, Der Neid die Schande finde.