Der ohne Mitleiden Leidende in einem Traum vorgestellet Ich warf mich nächtlich in dem Bette Und dachte traurig hin und her, Woran ich mich versündigt hätte Und was doch mein Verhängnüß wär. Ich sah den Troz der reichen Thoren, Ihr Sauflied fiel mir in die Ohren, Sie schlugen Sorg und Gott in Wind. Ich lies den Glauben ziemlich wancken Und kam auf artige Gedancken, Die klüger bleiben, was sie sind. Darüber zeigte mir der Schlummer Ein ungewöhnlich Traumgesicht: Ein Weibsbild lief vor Neid und Kummer Und schien erbermlich zugericht; Sie dachte sich mit Schreyn und Zähren Des nahen Elends zu erwehren. Das Schröcken gab ihr Kraft zur Flucht; Allein die Armuth hielt sie wieder Und riß sie bey der Hecke nieder, In der sie Hülf und Rath gesucht. Der Hunger fraß in Fleisch und Beine, Die Lügen sogen Marck und Blut, Die Laster warfen Pfeil und Steine, Die Thorheit sprach den Frevel gut. Die Unschuld sah die Angst von weiten Und wollt und ward auf allen Seiten Vom Aberglauben weggejagt. Die Zeit kam auch mit ihrer Länge Und sprach: O halt nur im Gedränge, Du bist noch nicht genug geplagt. Die Gegend von dem Trauerspiele Wies in der Näh ein lustig Feld: Auf diesem lacht- und scherzten viele, Wie wenn man etwan Hochzeit hält. Es waren Freund und Anverwandten, Die unsrer Ärmsten Noth wohl kannten. Sie rief, sie schrie, sie weint und bat Und streckte die zerfleischten Armen, Nicht einer war, der aus Erbarmen Nur wenig Schritte näher trat. Drauf ächzte sie zum lezten Mahle: Ach Himmel, hilf mir aus der Noth! Er that es mit dem schärfsten Strahle, Sein Mitleid war ihr schneller Tod. Die Feinde schleppten ihre Leiche Durch Wege, Sand, Morast und Sträuche, Ihr Grabmahl war ein wüster Ort. Mein Aug erschrack vor solchem Grimme Und wachte gleich vor dieser Stimme: So schickt man deine Jugend fort.