Am XV. Sonntag nach Trinitatis Evangel. Matth. VI. v. 24. etc. Bey zweenen Herren kan kein Mensch Sich leicht in Dienste geben, Dem einen muß er willig seyn, Dem andern widerstreben, Den einen hast und läst er gehn, Den andern wird er hören; So kan der, der dem Mammon dient, Unmöglich Gott verehren. Drum sorgt vor Eßen, Leib und Kleid Mit keiner Art und Weise. Ist nicht der Leib mehr denn der Rock, Das Leben als die Speise? Die Vögel säen, erndten nicht Und sammlen nicht in Scheuren, Doch will der Vater in der Höh Auch ihrem Hunger steuren. Sind wohl die Vögel mehr als ihr? Wer kan mit allem Dichten Die Länge von Person und Arm Vier Spannen weiter richten? Und warum sorgt ihr vor das Kleid? Seht, wie die Lilge wachse! Sie nezt, sie wäscht, sie schmückt sich nicht, Hält nichts von Seid und Flachse. Doch, sag ich euch, war Salomo In seinem grösten Ruhme Und in der Hofpracht nicht so schön Als eben diese Blume. Schmückt Gott das Graß, das heute steht Und morgen brennt und rauchet, Wie wird er dies an euch nicht thun, Ihr, die ihr Glauben brauchet? Drum sollt ihr nicht bekümmert seyn Noch voller Zweifel sagen: Was wird wohl unser Tisch und Glas Und unsre Blöße tragen? Nach diesem allen trachten nur Die unvergnügten Heiden; Denn euer Vater weis euch schon Die Nothdurft zu bescheiden. Vor allen suchet Gottes Reich Und zwar noch auf der Erden, Das andre wird euch auch hernach Bald zugeworfen werden. Beängstigt euch nicht vor der Zeit Schon um den andern Morgen! Ein jeder Tag, das ist genug, Bringt auch sein eignes Sorgen. Der Gott, der schon so lange Zeit So reichlich Haus gehalten, Hört noch nicht auf, sein Vateramt Auf Erden zu verwalten. Er liebt, er wacht, er sorgt vor uns, Giebt früh- und späten Regen Und zeiget stets und überall Ein Bild von seinem Seegen. Die Vorsicht seiner Gütigkeit Ist gar nicht zu ergründen. Ein Sperling sey so schlecht er will, Er muß sein Körnchen finden, Kein Haar fällt sonder ihrem Schluß Und Willen auf die Erde; Was zweifelstu, ob sie, o Mensch, Auch dich ernähren werde? O las, verzagtes Menschenkind, Den ungegründten Kummer! Der Herr und Hüter Israel Hat weder Schlaf noch Schlummer. Er sieht und weis wohl, was uns fehlt Und läst uns sonst nichts fehlen Als das, was wir aus Unverstand Zu eignem Schaden wehlen. Dein Herd und Tisch war eh bereit, Eh du zur Welt gebohren, Und Ort und Stelle längst vor dir Zur Wohnung auserkohren. Das, was du noch genießen solst, Ist auch schon abgemeßen. Ach mercke dies und lerne doch Den Mammonsdienst vergeßen. Die reiche Sorge vor den Bauch Und vor den güldnen Gözen Bringt um den ewigen Besiz Von beßren Lebensschäzen, Die weder Dieb noch Räuber holt Noch Wurm noch Moder kräncken; Versuchung greift die Herzen an, Die sich an Reichthum hencken. Betrachte das, was droben ist, Und las die schwachen Sinnen Durch Wort, Erkäntnüß, Geist und Müh Im Guten Kraft gewinnen! So wird dir, liebstu Gott nur recht, In allen deinen Thaten, Der Anschlag sey auch noch so schwer, Der Ausschlag gut gerathen.