An seine Leonore Bistu denn noch Leonore, Der so manch verliebter Schwur (Sinne nach, bey welchem Thore!) Unter Kuß und Schmerz entfuhr, Ach, so nimm die stummen Lieder Eben noch mit dieser Hand, Die mir ehmahls Herz und Glieder Mit der stärcksten Reizung band. Durch dein sehnliches Entbehren Werd ich vor den Jahren grau, Und der Zufluß meiner Zähren Mehrt schon lange Reif und Thau; Meine Schwachheit, mein Verbleichen Und die Brust, so stündlich lechst, Wird des Kummers Siegeszeichen, Der aus unsrer Trennung wächst. Lust und Muth und Geist zum Dichten, Feuer, Jugend, Ruhm und Fleiß Suchen mit Gewalt zu flüchten Und verlieren ihren Preis, Weil der Zunder deiner Küße Meinen Trieb nicht mehr erweckt Und die Führung harter Schlüße Ein betrübtes Ziel gesteckt. Alle Bilder meiner Sinnen Sind mir Eckel und Verdruß, Da sie nichts als Gram gewinnen, Weil ich dich noch suchen muß; Nichts ergözt mich mehr auf Erden Als das Weinen in der Nacht, Wenn es unter viel Beschwerden Dein Gedächtnüß munter macht. Jedes Blat von deinen Händen Ist ein Blat voll Klag und Weh, Und ich kan es niemahls wenden, Daß kein Stich ans Herze geh; Die Versichrung leerer Zeilen Giebt den Leibern wenig Kraft, Welche Luft und Ort zertheilen. O bedrängte Leidenschaft!