[Hat das ungetreue Glück] An das Glück Hat das ungetreue Glück Sich auf meinen Kopf verschworen? Hat mich denn das Misgeschick Stets zum Fangeball erkohren? Ey so wüntsch ich tausendmahl, Lieber meinen Geist zu laßen, Als in einer solchen Qual Mich aus Überdruß zu haßen. Läst sichs gleich bisweilen an, Als wenn alles herrlich schiene, Und ist auf der Glückesbahn Alles wohl gebähnt und grüne, Ach, so kömmt doch allzu oft Ein erzörntes Unglückswetter Und zerschlägt mir unverhoft Die gehoften Lorbeerblätter. Wie, wenn zu der Sommerszeit Phoebus uns zu schmeicheln pfleget, Juppiter ein dunckles Kleid Um die blauen Schultern leget, Also machts das Glück mit mir, Erstlich reicht es süße Freuden, Kurz darauf muß ich dafür Einen schweren Donner leiden. Hier erscheint ein falscher Freund Und bestellt mir Fall und Neze, Dort betrübet mich ein Feind, Den ich zwar nicht wichtig schäze, Doch hernach erfahren muß, Daß die allerkleinsten Fliegen Sich nicht nur an unsern Fuß, Sondern auch ans Haupt verfügen. Denen ich viel zugetraut, Diese laßen mich jezt stecken, Und vor welchen mir gegraut, Diese laßen sich erwecken Und ertheilen Rath und That, Den mir nicht ein andrer giebet, Der nur leere Worte hat Und um seinen Vortheil liebet. Falsches Glücke, sieh auf mich, Schwinge nicht stets dein Gefieder, Steh einmahl und laße dich Von der glatten Kugel nieder! Bleib doch nur ein wenig stehn! Halt, halt an, du must mich küßen; Halt, ich las dich eh nicht gehn, Bis du mich der Noth entrißen.