An Herrn Christ. Gotth. Birnbaum Leipzig, den 6. Dec. 1717. Vergieb auch meiner Menschligkeit Die Schwachheit angebohrner Triebe, Kraft derer ich den Ruhm der Zeit Und unser Angedencken liebe. Ich lieb und such es, edler Freund, Ich trag ein sehnliches Verlangen, Den Kranz der Musen zu empfangen, Der immer frisch und grün erscheint. Wer mein Gemüthe nicht erkand, Der dürfte solchen Hochmuth schelten. Allein wer wüntscht nicht diesen Stand? Der Schlechtste will doch etwas gelten. Geschieht es sonder andrer Last, So hat die Ehrsucht keinen Tadel; Darauf beruht des Menschen Adel, Wenn sein Gedächtnüß Wurzel fast. Die Hand voll Jahre macht nicht viel Und heist warhaftig kaum ein Leben; Den Klugen ist ein längres Ziel Und eine reichre Zahl gegeben. Der Wuntsch bleibt also fromm und rein, Vom Himmel um den Nahmen bitten, Wodurch wir an Verstand und Sitten Der späten Welt Exempel seyn. Ein Kiel, der arme Leute macht, Verewigt sich mit fremdem Schaden Und denckt ihm die Vergeßungsnacht Mit Schweiß und Blute wegzubaden. Es gräbt das ungerechte Schwerd Sein Denckmahl auf entfleischte Beine, Als wären keine schlechte Steine Der Tittel seines Wütens werth. Ein unversöhnlicher Achill Vergöttre seines Eifers Thaten, Er zürn und kämpfe, wie er will, Ins Buch der Helden zu gerathen; Es stifte Tilly Mord und Weh, Es breite Wallstein Kränz und Palmen, Damit er unter Siegespsalmen Der Nachwelt in die Ohren geh. Die Grausamkeit fällt nicht auf mich; Ich lobe den gelehrten Frieden Und deßen Arbeit, welcher sich Mit Ruh vom Pöbel unterschieden. Euch mein ich, längstverblichne Schaar, Euch mein ich, ihr verliebten Dichter, Es werden eurer Nahmen Lichter Erst durch des Todes Schatten klar. O, nehmt doch auch mein Haberrohr Und sezt es hinter eure Flöthen; Es greift, ihr seht es, keinem vor Und hat geringen Plaz vonnöthen. Mein Birnbaum hat es recht geschlizt; Verehrt es doch nur dem zu Ehren, Von dem wir Deutschen künftig hören, Daß ihm die Lieb ein beßres schnizt.