Schweidnitz 1710–1715 Ein guter Freund das beste Vergnügen Mein Vergnügen heist auf Erden Ein vertrauter Freund allein; Wenn ich den kan habhaft werden, So stimmt Herz und Lippen ein, Und die Losung ist das Pfand: Freundschaft ist das schönste Band. Hier giebt sich ein holdes Gosen Tausendfacher Anmuth an, Wo man stets die Zuckerrosen Der Vergnügung brechen kan, Und ein recht gelobtes Land: Freundschaft ist das schönste Band. Strebt vor mir nach eitlem Gute, Blinde Thoren, spat und früh! Mir ist gar nicht so zu Muthe, Dies verlohnt sich wohl der Müh. Was ist Geld? Ein glatter Sand. Freundschaft ist das schönste Band. Andre mögen sich mit Sorgen Um des andern Gunst bemühn Und vom Abend bis an Morgen An dem Liebesjoche ziehn. Mir beliebt kein solcher Tand: Freundschaft ist das schönste Band. Lieben ist ein stets Leiden, Das manch heimlich Weh gebiehrt Und bey seinen seltnen Freuden Tausend Kummer mit sich führt, Ein vermyrther Zuckerkand: Freundschaft ist das schönste Band. Freundschaft kan aus allen Sachen, Wenn der Liebe Garn zerreißt, Honigseim aus Wermuth machen, Der mit lauter Anmuth speist; Sie hast allen Unbestand: Freundschaft ist das schönste Band. An ihr tref ich aller Orten Ein so groß Vergnügen an, Das ich gar mit keinen Worten Nicht genung beschreiben kan. Dieses Kleinod stiehlt niemand: Freundschaft ist das schönste Band. Nichts soll meinen Sinn besiegen, Wahre Freundschaft soll allein Auf der Welt hier mein Vergnügen Und der stete Wahlspruch seyn, Der mir allen Harm entwand: Freundschaft ist das schönste Band.