Die schmerzliche Erinnerung der Jugendjahre Wo ist die Zeit, die güldne Zeit, Wo sind die süßen Stunden, Worin ich von der Eitelkeit Noch wenig Gram empfunden? Ich war ein Kind, ich trieb mein Spiel, Das selbst der Unschuld wohlgefiel, Und durft an keinem Morgen Vor Kleid und Nahrung sorgen. Die Einfalt gab mir Fried und Ruh, Der Unverstand viel Glücke; Es sazte mir kein Zweifel zu, Viel minder Neid und Tücke; Kein Ehrgeiz plagte Geist und Sinn, Ich lebt in aller Hofnung hin Und fühlte kein Entzünden Noch unbekandte Sünden. Ich schwör es, die Zufriedenheit Der armen Christtagsbürde War dort von größrer Zärtligkeit, Als wenn ich Domherr würde. Der Eindruck von derselben Lust Erwacht mir noch in Marck und Brust, So oft ich nur die Lehre Des Weihnachttextes höre. Von Fabeln bey der Rockenzunft Empfand ich mehr Vergnügen Als jezt von Schlüßen der Vernunft, In welchen Knoten liegen. Ja, wenn mir auf der Ofenbanck Ein Lied vom deutschen Kriege klang, So schien die alte Grete Mein künstlichster Poete. Ein Garthen, den des Vaters Schweiß Stets vor der Thauzeit nezte, Versüßte mir den Bücherfleiß, Womit er mich ergözte. Oft war ein Nest voll Vögel da, Da klang ein froher ?????a Als deßen kaum geklungen, Der aus dem Bad entsprungen. Die Nachbarskinder ließen mir Die Ehre, sie zu lencken; Da spielt- und lacht- und sprungen wir Auf Rasen, Berg und Bäncken. Was dieser hört und jener sah, Das in der großen Welt geschah, Das sucht auch ich mit vielen Im Kleinen nachzuspielen. Der Schweden Beyspiel weckt einmahl In uns viel Andachtsflammen, Wir knieten in gehäufter Zahl Auch öfentlich zusammen; Der Eifer war mehr Ernst als Schein, Und unser täglich Himmelschreyn Hat etwan auch viel Plagen Des Vaterlands verschlagen. Wie ernstlich war ich dort ein Christ! Wie brannt oft mein Verlangen, Dich, der du unser Heiland bist, Persönlich zu umfangen! Wie freudig dacht ich an den Tod! Ach Gott, gedenck einmahl der Noth, Vor die ich als ein Knabe Vorausgebethet habe. Mit was vor Liebe, Trost und Treu Kont eins das andre klagen, Wenn etwan blinde Tyranney Das Stiefkind hart geschlagen! Wir stritten leicht, doch aller Streit War stündliche Versöhnligkeit, Und von der Eltern Gaben Must jeder etwas haben. Jezt lern ich leider allzufrüh Des Lebens Elend kennen. Es ist doch nichts als Wind und Müh, Wornach wir sehnlich rennen; Es gauckeln Reichthum, Stand und Kunst, Die Wollust macht nur blauen Dunst, Und was wir so begehren, Muß allzeit Reu gebähren. Mein eignes Creuz ist überhaupt Ein Bündnüß aller Schmerzen Und geht mir, weil es niemand glaubt, Empfindlich tief zu Herzen. Ach Himmel, mindre meine Qual! Wo nicht, so las mich doch einmahl Nur eine Gunst erwerben Und mehre sie zum Sterben.