An Leonoren Gedenck an mich und meine Liebe, Du mit Gewalt entrißnes Kind, Und glaube, daß die reinen Triebe Dir jezt und allzeit dienstbahr sind Und daß ich ewig auf der Erde Sonst nichts als dich verehren werde. Gedenck an mich in allem Leiden Und tröste dich mit meiner Treu! Die Luft mag jezt empfindlich schneiden, Die Wetter gehn doch all vorbey, Und nach dem ungeheuren Knallen Wird auch ein fruchtbahr Regen fallen. Gedenck an mich in deinem Glück, Und wenn es dir nach Wuntsche geht, So seze nie den Freund zurücke, Der blos um dich in Sorgen steht! Auch mir kan bey dem besten Leben Nichts mehr als du Entzückung geben. Gedenck an mich in deinem Sterben; Der Himmel halte dies noch auf, Doch sollen wir uns nicht erwerben Und zürnt der Sterne böser Lauf, So soll mir auch das Sterbeküßen Die Hinfahrt durch dein Bild versüßen. Gedenck an mich und meine Thränen, Die dir so oft das Herz gerührt Und die dich durch mein kräftig Sehnen Zum ersten auf die Bahn geführt, Wo Kuß und Liebe treuer Herzen Des Lebens Ungemach verschmerzen. Gedenck auch endlich an die Stunde, Die mir das Herz vor Wehmuth brach, Als ich wie du mit schwachem Munde Die lezten Abschiedsworte sprach; Gedenck an mich und meine Plagen! Mehr will und kan ich jezt nicht sagen.