Cantata die Vergnügung einer gläubigen Seele bey der Geburth ihres Heilandes Weint, ihr Sünder, weint vor Freuden, Jauchzt, ihr Völcker, kommt, ihr Heiden, Bethet euren Leitstern an! Kommt, hier scheint er in dem Stalle, Kommt, hier zeigt er nach dem Falle, Was uns wieder heben kan. Weint, ihr Sünder, weint vor Freuden, Jauchzt, ihr Völcker, kommt, ihr Heiden, Bethet euren Leitstern an! Gott wird ein Mensch. Das leugnet die Vernunft, Das fast allein der Glaube. Die Unschuld eilt zur Wiederkunft Und bringt wie Noä Taube Das Zeichen der verlaufnen Sündfluth mit. Die Schlange fühlt, was ihr den Kopf zertritt; Es ist des keuschen Weibes Saamen, Vor deßen Nahmen Der Tod erschrickt, Die Hölle bebet Und alle Völcker dieser Erden Erlöst und seelig werden. Gott wird ein Mensch, Gott läst sich wiegen, Gott kleidet sich in unser Fleisch und Blut. O Botschaft voll Vergnügen! So hört und seht, wie Liebe Wunder thut! Wo gehn die Schwäne mit den Raben, Gerechte mit der Boßheit um? Gott thut's mit sündlichen Geschöpfen Und macht aus bösem Thon und Töpfen Gefäße vor sein Heiligthum. Wo gehn die Schwäne mit den Raben, Gerechte mit der Boßheit um? Und dies thut Gott und seine Liebe. O unaussprechlich süße Triebe Ganz unverdienter Huld! Der Heiligste von allen Menschenkindern Verbindet sich mit Sündern Und übernimmt die fremde Schuld Mit unsrer niedrigen Gestalt. Gott wird nicht alt Und Gott wird gleichwohl jung. O hoh' Erniedrigung, O schöne Post voll Wunderwercke, O wahres Widerspiel! Nun kriegt die Schwachheit Stärcke, Nun sieht der Väter Sehnsucht auch ihr Ziel, Nun findet die Verzweiflung Rath, Nun flieht die Mißethat, Nun blüht das Heil der Frommen, Nun werden die Verfolgten aufgenommen, Nun wird das schmerzliche Verlangen Von Simeon mit Armen aufgefangen, Nun stirbt der Tod, nun sind wir frey, Und sieh, so ist nun alles neu. O güldene Zeiten, o seelige Stunden! Der Alte der Tage wird jezund ein Kind, Durch welches die Erde den Himmel gewinnt; Nun werden des Belials Bande gebunden. Jauchzt, Völcker, kommt, Heiden, beweint den Verlust Und ehret den König aus Davids Geblüte Und ehrt ihn und liebt ihn mit reinem Gemüthe Und bähnt ihm den Einzug in Herzen und Brust!