Am Tage der Enthauptung Johannis des Täufers Evangel. Matth. XIV. v. 1. etc. Herodes zog des Bruders Weib Aus Geilheit an die Seite; Johannes aber, deßen Mund Die Warheit nirgends scheute, Verwarf ihm frey und ins Gesicht Aus einem guten Triebe Die hier mit der Herodias Geschloßne Buhlerliebe. Der Vierfürst hörte sich zum Zorn Ein solch Geseze schärfen Und lies den Täufer statt des Dancks Davor in Kercker werfen. Des Volckes wegen kont er ihn Nicht leicht so plözlich tödten; Denn dieses hielt Johannem hoch Und macht ihn zum Propheten. Indeß fiel ein Geburthstag ein. Der Fürst hielt Schmaus und Gäste, Die Tochter seiner Buhlin kam Und tanzte zu dem Feste. Herodes, dem das Kind gefiel, Erlaubt ihm zu begehren Und schwur ihm, auch das Herrlichste Und Höchste zu gewähren. Da fing bey der Herodias Die Rachlust an zu lodern, Die Tochter must auf ihren Rath Das Haupt Johannis fodern. Dies gieng dem König etwas nah; Doch um des Eides willen Und derer, die ihn angehört, Must er die Bitt erfüllen. Man schickte nach dem Kercker hin, Johannes lies das Leben, Der Tochter aber ward sogleich Sein blutig Haupt gegeben. Sie trug es in der Schüßel fort, Der Mutter darzubringen. So pflegt die Warheit insgemein, Sich um den Hals zu singen. Das hat die Warheit von der Welt Und ihren bösen Kindern: Sie sucht wohl stets durch Lust und Ernst Des Höchsten Zorn zu mindern, Sie predigt, straft und reißt mit Müh Die Boßheit vom Verderben Und muß davor zur Danckbarkeit Noch oft im Kercker sterben. Der Wollust geile Schwelgerey Hält wenig Freudenfeste, Woran sie sich nicht insgemein Mit Unschuldsblute mäste. Ihr Tanzen ist der Frommen Fall, Und ihre wilde Freude Dient denen, die in Christo sind, Zu lauter Qual und Leide. Seht, Heuchler, die ihr Gottes Geist Durch Menschenfurcht betrübet Und Fürst und Volck oft ärger scheut Als Gott und Warheit liebet, Das Haupt Johannis predigt euch Sogar noch aus dem Grabe, Was vor Gewisheit und Vertraun Ein treuer Märtrer habe. Sprecht, wenn es Gottes Ehre gilt, Mit froh- und tapfren Muthe; Versiegelt, kommt es auch dazu, Dies, was ihr glaubt, mit Blute, Und wist, daß eben dieses Schwerd, Das Hals und Bein durchstreichet, Euch einst den Rock der Herrligkeit Vor solchen Purpur reichet.