[Weil ich noch die Augen habe] Cantata auf die doppelt Asmannische Verbindung. Aria. Weil ich noch die Augen habe, Hegt mein Herz die alte Glut: Diese wacht bey dem im Grabe, Der mir ewig bange thut. Flieht und eilt, ihr neuen Triebe! Denn ihr seyd mir längst vergällt. Was mich feßelt, was ich liebe, Wohnt in einer andern Welt. Recitat. O rühmliche Beständigkeit, O seeliges Entschließen, O seltnes Beyspiel unsrer Zeit, Das mit getreuen Thränengüßen Auch meinen Ruhm und Lorbeer fruchtbahr macht! Da, wo die Treu bey Leichen wacht, Da schlagen ihre Flammen Viel herrlicher zusammen, Da spielt die Glut viel heller aus der Nacht, Da merckt des Todes Tyranney, Wie starck ein Beystand sey. Aria. Ach Hofnung, ach! ach süße Liebe! Ich weis fast selbst nicht, was ich thu. Ach tröstet doch die matten Sinnen! Das Herze brennt, die Augen rinnen Und werden schon vor Ohnmacht trübe. Recitat. Ach Daphnis, ach, so schweig doch still! Schweig, Daphnis! Schweig, schweig, schweig und leide Den schweren Übergang! Dein Herz ist kranck, Und das ist meine Schuld So gut als meine Freude. So prüft man die Gedult, So wird auch die Gedult den Myrthenkranz erwerben. Das Frauenzimmer insgemein Quält jeden in der Sehnsuchtspein, Doch läst es keinen Hungers sterben. So wahr als ehmahls meine List Der Dido mächtig worden ist, So wahr wird Euphrosyne dein. Aria. Ja ja! Ja ja! Ja ja! Triumph und Trost sind nah. Ich seh die Amouretten Mit angenehmen Ketten Und heimlichen Entzünden Ihr Herz gewaltig binden, Die Palmen liegen da. Da Capo. Recitat. Nein! Nein! Doch ja! Was nimmt mich vor ein Zweifel ein? Welch Feuer schleicht sich in die Glieder? Die Unruh wirft mich hin und wieder So wie der Wind ein Rohr. Ich, die ich kurz zuvor So, wie ich auch wohl sollte, In Nacht und Einsamkeit den Todten opfern wollte, Ich, sag ich, kämpfe wieder mich Und fühle mehr als brünstiglich Ein unbekand Verlangen. Ach Daphnis, ach, ich bin gefangen. Ach Seeligster, verzeih! Die Flammen werden neu, Die Vorsicht hat die Hand im Spiele, Ach miß mir nicht den Wechsel bey! Geniest, ihr modernden Gebeine, Der mir durch euch verstörten Ruh! Ich deck euch auf dem Leichensteine Mit jungen Myrthenreisern zu. Die Palmen liegen da. Da Capo. Du aber, jezt mein ander Leben, Mein Licht, mein Daphnis und mein Trost, Dem mich des Himmels Hand gegeben, Mit der dein Wuntsch gelost, Mein Daphnis, nimm aufs neu Die ersten Zeichen meiner Treu, Den Blick, den Seufzer und den Kuß, Und gieb mir vor mein Wittwenkleid Den Brautrock der Beständigkeit, Die uns das Leichentuch zum Voraus weben muß. Bis mich Erd und Sarg umgiebet, Will ich dir nach Wincken thun, Und so gern ich sonst verblichen, Als mein erster Schaz entwichen, Ach, so gerne leb ich nun, Weil mich Daphnis küst und liebet. Die Palmen liegen da. Da Capo. Aria. Bis mich Staub und Moder decken, Ehr ich den vergnügten Schluß. Euphrosynens Treu und Scherzen Baut ein Paradies im Herzen, Und im Alter soll ihr Kuß Mir so gut als jezo schmecken. Die Palmen liegen da. Da Capo. So paart unsre Neigung das zeitliche Glücke. Mein Ancker befestigt den ewigen Bund. Mein Taubenherz kirret so Herzen als Mund. Mein Feuer ernähret die kräftigen Blicke. Sieh, fröhlicher Bräutgam, wie schön es sich schickt, Was Asmann verwundet, muß Asmann jezt heilen; Geht, last euch die Eintracht den Seegen ertheilen, Der keusche Gemüther mit Wollust erquickt!