[Haupt und Beystand deiner Glieder] 1. Haupt und Beystand deiner Glieder/ Der du ewig vor uns wachst! Und wann uns die Welt zuwider/ Ihren Rath zu nichte machst: Schau die Sonne geht zur Ruh! Nacht und Schrecken setzt uns zu/ Und wir stehn entblöst von Kräfften Unter Creutz und Ampts-Geschäfften. 2. Dennoch kommen wir mit Dancken Vor dein liebreich Angesicht/ Daß bey Gleiten Fall und Wancken Deine Hand uns aufgericht/ Du dreyeinig hoher Gott/ Der du in Gefahr und Noth/ Dem der dir verpflicht zu dienen Heil- und Gnadenreich erschienen. 3. Unter wie viel Stürm und Rasen Und erhitzter Feinde Macht/ Und verdecktem Gifft ausblasen Ist der Tag hindurch gebracht/ Dennoch hat mich nichts versehrt/ Weil du meinen Wunsch erhört. Und das Schnauben volle Pochen Auch/ eh ichs gemerckt/ zerbrochen. 4. Zwar ich weiß das meine Sünden Nichts dann Höll' und Fluch verdient; Aber du kanst mich entbinden Dessen Blut uns ausgesühnt. Als du vor der Schuld der Welt/ In den Todt dich eingestellt Und durch Schmach und Creutz und Wunden/ Die Gefangnen hast entbunden. 5. Als du wirst mich ja nicht lassen Der du mich so theur erkaufft: Herr! ich wil auf dir erblassen; Wann nun meine Stund auslaufft/ Unterdessen leb' in mir Daß ich einig bleib' in dir: Und trotz Angst und Hohn und Schmähen! Meinen Glauben lasse sehen. 6. Schleuß auch weil ich nun entschlaffe Was hab' ich in deine Hand/ Schone wolverdiente Straffe Auszutagen auf diß Land/ Treib der Seuchen strenge Flut/ Treib erzörnter Himmel-Glut Hunger/ Sturm/ und Pestilentzen/ Krieg und Mord von unsern Grentzen. 7. Auf dich leg' ich mich zu Bette/ Gieb das ich gesund aufsteh' Gott des Trostes! ko i und rette Mich aus Leibs und Seelen-Weh! Schlummern schon die Augen ein/ Laß das Hertze wacker seyn/ Daß ich/ fern von Furcht und Grauen/ Dich auch schlaffend' mög anschauen