Jagello Nachtigallenmacht Füllt den Eichenwald, Weithin widerhallt Jauchzen der Liederschlacht. Polens Heeresmacht Lagert am Waldessaum, Fürst Jagello, im Traum, Ruht, vom Zelt umdacht. Plötzlich ihn erweckt Langentbehrter Klang, – Ha, der Sprosser Sang Hat ihn aufgeschreckt. Durch Verhau und Wacht Dringt's ins Königszelt, Und ihn überfällt Nachtigallenmacht. Von dem Schilde dort Als ein Echo prallt's, In dem Helmrund wallt's Tönend fort und fort; Süßer Klang umspinnt Ihm das Schwert zugleich, Wie mit Watte weich, Wie mit Seide lind. »Klang der Seligkeit, Längstvergess'ner Laut, Wie erweckst du traut Längstvergess'ne Zeit! Meine Kinderzeit, Als ich dir gelauscht, Nachtigallberauscht, Tief in Einsamkeit; Mich im Forst verlor, Bis mich Mütterlein Fand in Todespein Unter Busch und Rohr. Dort ein muntrer Knab', Hier ein müder Greis; Dort das frische Reis, Hier der morsche Stab! Was dazwischen liegt, Traurig sieht's mich an: Dornenvolle Bahn, Die der Fürst durchfliegt! Kronen zwei vereint, Länder doch entzweit, Im Senate Streit, Frieden nur vom Feind! Blutumgrenzter Kreis, Kampf um Reich und Thron, Mühen ohne Lohn, Kränze ohne Preis! Hohes halb erreicht, Schlimmes halb besiegt! Staat und Macht erliegt, Und der Purpur bleicht. Gib mir dein Geleit, Wonniger Waldchoral, Tauche mich noch einmal In die ferne Zeit!« Und er stürzt zum Wald, Nachtigallberauscht, Horcht und wallt und lauscht, Wo's am schönsten schallt. Doch die Klänge scheu Vor dem Lauscher fliehn, Locken ihn und ziehn Mit sich fort aufs Neu; Hier der rollende Fall, Dort das flötende Flehn; Holdes Irregehn! Wohlklang überall! – – Weißer Nebelflor Hängt am Binsenstrauch, Und mit qualmendem Hauch Athmet schwer das Moor. Kalt und scharf der Thau Von den Blättern fällt, Und der Irrwisch hält Dort die Leuchte blau. Durch das knisternde Rohr Schleicht das Fieber sacht, Auf den Lüften der Nacht Schnellt's den Pfeil hervor; Trifft ins Königsherz! Greises Heldengebein Ist nicht Stahl und Stein, Nieder wirft ihn Schmerz. An der Eiche Saum Sinkt er todesmatt, Letzte Liegerstatt Beut der alte Baum. So im Kriegeszug Polens König starb, Den kein Feind verdarb, Den kein Schwert erschlug; Starb nicht auf dem Thron, Starb im Wald und Rohr, Noch in seinem Ohr Nachtigallenton. In Gesang gewiegt, Eingesargt in Sang! So verschönt der Klang, Was dazwischen liegt.