Belvedere Siegreich wehn des Kaisers Fahnen Von Neapels Schloßaltanen, Wie von Belgrads trotz'gem Stein, Fächeln in Messinas Gluthen, Spiegeln sich in Nordseefluthen, Wie im Po und grünen Rhein. Sorglos lebt am Wienerhofe Kanzler, Kämmerling und Zofe, Auffahrt gibt's, Empfang und Fest; Goldkarossen, welche Kette! Nur die span'sche Etikette, Herrn und Damen, nicht vergeßt! Leichter haben sie vergessen Dem sie Alles danken, dessen Tapfrer Degen es gewann: Eugen, Oesterreichs Erwecker, Türken- und Franzosenschrecker, Ihn, den großen kleinen Mann. Ihre Sterne funkeln munter, Doch ist Zentas Stern nicht drunter Und nicht der bei Blenheim schien; Prunkhaft flimmern goldne Schlüssel, Doch es sind nicht die von Ryssel, Die von Belgrad und Turin. Gern entbehrt er ihre Feste, Hat ja selbst viel höh're Gäste: Göttervolk im Gartenhain; Und die Bilder ew'ger Meister Und die Bücher großer Geister Laden ihn zur Zwiesprach ein. Hallen und Paläste sprechen, Daß der Held im Wallzerbrechen Auch im Bau'n ein Zaubrer ganz, Blumen pflanzt er, Bäume, Reben, Und so ruht sein Heldenleben Wie ein Schwert im Blumenkranz. Dreien Kaisern ein Erretter Wußt' er zu bestehn die Wetter, Doch den Hofwind scheut der Held; Will er Majestäten ehren, Geht mit Cäsar er verkehren Und in Alexanders Zelt. Alt geworden ist er eben, Schlachten, Wunden, Lagerleben Spinnen kein Verjüngungskleid; Selbst die Friedensjahre zehren, Denn die Lorbeern seiner Ehren Sind die liebste Trift dem Neid. »Undank ist nur schlecht Gedächtniß, Manchem Haus ein Erbvermächtniß,« Denkt der Held mit gleichem Muth; Füttert dann Gethier im Zwinger, Löwen lecken ihm die Finger, »Löwen sind ein dankbar Blut.« Auf des Belveders Terrassen Wallt der Held und sieht gelassen, Wie der Springbrunn stieg und fiel; Marmorsphynxe ruhn im Grunde Und er liest von ihrem Munde Ungelöster Räthsel viel. Rechts und links die Baumspaliere Stehn wie seine Grenadiere Um den kriegsgewalt'gen Herrn; Von den Höhn des Belvedere Blickt er nach dem Häusermeere Wie des Landes guter Stern. Und es mag ihn selbst gemuthen Wie den Stern, aus dessen Gluthen Licht und Glanz die Erde trank; Die da unten lang im Dunkeln Hüllt in Licht und Glanz sein Funkeln, Unbekümmert um den Dank. Einsam stehn ist Loos der Sterne! Bangt nicht in so öder Ferne Selbst ein Sonnenherz vielleicht? So in stiller Nacht nicht minder Ihn, der ohne Weib und Kinder, Oft ein heimlich Weh beschleicht. Was der Sonne eine Wolke Ist die Krankheit ird'schem Volke, Hellstem Sein ein dunkler Flor; Eugens Haupt umschnürt er bleiern, Plötzlich doch aus Fieberschleiern Fährt der Held erwacht empor. Horch, sind's Stimmen, die ihn riefen? Lieder schallen aus den Tiefen, Schenkhaus singt und Wachtquartier; Becherklang, Soldatenknaster, Weinduft wirbelt auf, – doch faßt er Wort und Weise dort und hier; Hört durch Fiedelschall und Zither: »Prinz Eugen, der edle Ritter – Stadt und Festung Belgarad« – Wie auf einer Pulverwolke Fährt sein Geist zum Sternenvolke, Zu den Seinen, schnurgerad.