Legende Auf eines Berges Rücken Saß einst der liebe Gott, Und maß mit fröhlichen Blicken, Was rings dem Auge sich bot. Er sah zu seinen Füßen Gewalt'ge Berge sich reih'n, Und grüne Wälder sprießen Und goldne Saaten gedeih'n. Er sah die Quellen springen, Er athmete Blumenduft, Und hörte die Vögel singen In goldner Morgenluft. Da lächelte zufrieden Er stille vor sich hin; Die Menschen im Thal hernieden Sah'n goldner die Berge glühn. Er sah nun lange mit Freude Herab auf seine Welt, Und sprach: Bei meinem Eide, Das hab' ich wohl bestellt! Und reichere Blumendüfte Erquollen bei seinem Wort, Es rollte durch Erd' und Lüfte Harmonisches Klingen fort. Die Welt lag in der Blüthe, Es lächelt' des Herrn Gesicht; Da klang in seinem Gemüthe Empor ein himmlisch Gedicht. Da wollt' er in Worte kleiden Und schreiben auf Pergament All' seine Schöpferfreuden, Wie nun sein Herz sie kennt. Doch als er's drauf besehen, Wie's auf dem Blatte steht, Da war's auch ihm geschehen, Wie's manchem Dichter geht: Nicht konnt' er treu berichten Des Herzens warmen Schlag; Nicht konnt' er's schöner dichten, Als rings es vor ihm lag! Da riß er's zu tausend Stücken Und gab's den Winden preis, Sah wieder mit frohen Blicken Auf seinen Erdenkreis. Doch wie nun hin und wieder Der Wind die Stücke weht, Da ward aufs Thal hernieder Ein Blüthenregen gesät! – Wer Freitags auf der Reise, Braucht nicht zu fasten dabei; Wer Sonntags auf der Reise, Ist von der Messe frei. So hab' ich dieß Lied gesungen Statt eines Gebetes heut', Von Sonntagsglocken umklungen, Von Blüthen überschneit.