2. Liebfrauenkirche Tönend fließt im See die Welle, Kähne schaukeln in den Kieden, Auf der Insel die Kapelle Blinkt aus grünem Waldesfrieden. Ihre Glockenrufe gleiten Zitternd über Wellenkreise, Ringen tönend in die Weiten, Sterben dann verhallend leise, Daß die Schwalben, die da fliegen, In Musik die Schwingen baden, In Musik sich lieblich wiegen Schifflein auf den Wellenpfaden. Bald wie Sehnsucht, bald wie Klagen Kommt der Glockenton gezogen, Jetzt ein schüchtern stockend Fragen, Jetzt der Hoffnung voll'res Wogen. Wundersames, eignes Klingen, Als ob Fühlen im Metalle! Um zu Herzen so zu dringen, Pocht ein Herz wohl in dem Schalle. Nicht des Glöckners Hände führen Taktgerecht die Glockenstränge; Gläubig an das Seil zu rühren, Drängt sich hier die Pilgermenge. Denn die Sage kündet's Allen: Wem vergönnt, dieß Seil zu schwingen, Was er bei der Glocke Hallen Wünschen mag, es soll gelingen! Ruhlos tönt das Glöcklein immer, Tönt zu allen Tageszeiten; Denn die Wünsche schlummern nimmer, Pilgern ruhlos in die Weiten. Ob die Klänge voller schwellen, Ob im Wind sie leis vergehen, Immer über diesen Wellen Schwebt des Geistes mächtig Wehen. Und du fühlst, vom Hauch getroffen, Durch die eigne Brust die Fluthen All der Andern Leid und Hoffen, Fremde Schauer, fremde Gluthen; Fühlst, was Herzen kann bedrängen, Was sie sporne, was sie quäle; Denn es tönt in jenen Klängen Durch das All die Menschenseele.