Wartburg Dich, ernste Wartburg, möcht' ich grüßen Als Frühlings Burg zu aller Frist, Da deutschen Lenz treu zu umschließen Freistätt' und Liebeshort du bist! In dichter Wälder dunklem Rahmen Wahrst du ein lichtes Frühlingsbild, Daß Allen, die zu dir je kamen, Lenzahnung süß im Herzen quillt. War's nicht in deinen luft'gen Hallen, Wo einst in alter Zeit erwacht, Wie Leu-gewordne Nachtigallen, Das Rauschen einer Liederschlacht? Ein schönes Kämpfen, wo der Sieger Mit Wohllaut süß den Gegner lähmt Und den besiegten schwächern Krieger Mit Wonne göttlich überströmt! Du Fels, dran los die Donnerwolke, Das Lenzgewitter, Luther, brach, Da der Prophet zu seinem Volke Verhüllt aus Wolkenschleiern sprach! Das Wetter hat gereint, durchschüttert Den Himmel, daß er heller blaut, Manch morsches Haus in Grund gesplittert Daß fester, schöner man's erbaut! Du Steinwand, dran in spätern Tagen Der Jugend üpp'ger Rebensproß Lenzungeduldig ausgeschlagen, Lenzübermüthig frei aufschoß! Die Rebe wollt' im Keime sprühen Von Früchten, die dem Herbst gespart! Kein Edelreis, das nicht im Blühen Schon künft'ger Frucht Bewußtsein wahrt! Doch jetzt kein Frühlingslied mehr flötet, Kein Blühn wagt sich zur Marmorflur; Der Lenz hat selbst den Lenz getödtet, Gras säend auf der Edlen Spur. Wie Polens Reichstag, als zerstoben Sein Heer, im fremden Lande doch Treu hielt zusammen, gotterhoben: Da Polen nicht verloren noch! So schaarten Frühlings Auserkorne Die Blumen hier sich bald aufs neu', Daß Lenz, der noch nicht ganz verlorne, Sich guter Stellvertreter freu'. Da stehn sie, hütend seine Krone, In Feuerwächters Gartenplan: Doch hat der Mann die Lärmkanone Hart aufgefahren nebendran; Daß nimmer Feuersnoth empöre Das liebe Städtchen Eisenach, Den tiefen Waldesfrieden störe, Der es umwölbt mit grünem Dach! Der eh'rne Nachbar dünkt erschreckend Wohl eben nicht den Blumenbund; Mohnköpfe spähn, empor sich streckend, Neugierig in des Mörsers Schlund. Schlingblumen greifen in die Speichen, Das Ungethüm hinwegzuziehn; Am Pulverschrein, dreist ohne Gleichen, Die kecken Feuernelken sprühn. Der Mörser dient als Bank im Garten, Es sitzt auf ihm ein zärtlich Paar; Den Ausgang will ich nicht erwarten, Da allerseiten Feu'rgefahr! Jetzt hüpfen glüh'nde Rosenlunten Sogar ums Zündrohr unbedacht; Nun seid gefaßt, ihr Andern unten, Daß bald die Lärmkanone kracht.