Der Sennerin Heimkehr Es blinken die Alpenzinnen In Eis schon silbern ganz, Der Herbst entlaubt im Thale Der Bäume grünen Kranz. Ums Dörflein dort am Hange Grünt noch die Wiese fort, Doch auf der Wiese die Blumen Sind alle schon verdorrt. Horch, was erklingt vom Berge Wie voller Glockenklang? Was tönt zum Thale nieder Wie süßer Brautgesang? Das ist mit ihrer Heerde Die junge Sennerin, Die von den Alpen nieder Zur Heimat wallt dahin. Die schönste ihrer Kühe Mit hellem Glockenlaut, Voran mit frischem Kranze, Geschmückt wie eine Braut. Rings um sie hüpft so fröhlich Die ganze Heerde drein, Wie treue Jugendgenossen, Die sich des Tages freun. Der schwarze Stier den Festzug Als würdiger Pater führt; Er schreitet hin bedächtlich, Wie's solchem Herrn gebührt. Und vor dem ersten Hause Jauchzt dreimal hell die Maid, Daß laut es gellt durchs Dörflein, Durch Thal und Alpen weit! Die Mütterlein und Dirnen Sind flink herbeigerannt, Die Sennerin drückt Allen So warm und treu die Hand: »Viel Grüße, schöne, frische, Von grünen Alpenhöhn! Wie lange, ach, wie lange, Daß wir uns nicht gesehn! Den ganzen langen Sommer Saß ich so ganz allein Mit Heerden und mit Blümlein, Mit Sonn' und Mondenschein!« Sie grüßt die Burschen alle Mit heit'rem Angesicht, Nur einen, und den schönsten, Den grüßt sie eben nicht. Nicht scheint es ihn zu grämen, Und lächelnd läßt er's geschehn! Er hat wohl auch die Schöne So lange nicht gesehn? Er trägt ein grünes Hütlein Umsäumt von Rosen dicht. Ei, solche Alpenrosen, Im Thale blühn sie nicht!