Maria Grün Zu Gratz in der Schenke zum Hasen fand Sonst frohe Gesellschaft sich ein, Der Wirth war das lustigste Männlein im Land Und schenkte den herrlichsten Wein. Still ist's und leer nun, kein Trank und Schwank! Dem Wirthe verging der Scherz. Es liegt ihm zu Hause die Gattin krank Und wimmert im Mutterschmerz. Er steht am Bette tröstend und hebt Die Hände zum Himmel und spricht: »O Mutter deß, der in Ewigkeit lebt, Verlasse die Dulderin nicht! Und wenn das Kind, das am Arm ihr einst winkt, Kann heben den ersten Stein, Am Ort, wo der Stein aus der Hand ihm sinkt, Dort will ich ein Kirchlein dir weihn!« – Einst wallt durch die Flur, die wieder ergrünt, Der Wirth und sein holdes Weib, Zur Seite tändelt ein liebliches Kind, Geschmiegt an der Mutter Leib. Das hebt dort am Bach ein Steinchen auf, Und trägt's wohl weit noch und lang; Hinunter durch Thäler, zu Hügeln hinauf Geht wechselnd der Wandelnden Gang. Bis tief in ein Thal, vom Wald umkrönt, Da läßt es nicht weiter sie gehn; Ein Ruf in den Lüften und Herzen ertönt, Gebietend, hier stille zu stehn! Ein Ruf aus rauschendem Föhrenlaub, Aus Wellen, die plätschernd ziehn, Aus Blumen und wehendem Blüthenstaub, Aus Halmen und Wiesengrün! Ein Ruf, der auf Strahlen des Lichtes heran Und tief in die Herzen fährt, Und wieder als Dank und Jubel hinan Zur strahlenden Heimat kehrt! Und wie das Kind die Eltern ersah Hinknieend mit betendem Mund, Ausspannt es die Arme zum Himmel da, Der Stein – entsank ihm zum Grund. Wohl sieht man zur Stelle ein Kirchlein stehn, Man nennt es Maria Grün, Noch sieht man das Thal so wunderschön, So grünend und duftend blühn. – Das hat zu Mariens und Gottes Ehr' Vor Jahren ein Wirth gethan; Die Enkel doch bauten – dem Wirth wohl zur Ehr'? – Vorlängst eine Schenke daran! So mische sich Jauchzen und Becherklang Mit Psalmen und Glockengeläut! So tanze der schwarze Meßner entlang Mit rosiger Kellnerin heut!