Vogelsang im Winter Indeß wir im Stübchen, Liebste, hocken, Und vor den windgerüttelten Scheiben Des Winters weiße, schwere Flocken, Im Sturme wirbelnd, vorübertreiben: Wird jenes Wandervöglein, das freie, Das du im Sommer gepflegt mit Kosen, Sich sonnen in Südens Himmelsbläue Und wiegen sich über Südens Rosen. Auf grünende Myrten wird sich's schwingen, Und Abends vom Zweig im Mondenscheine Die Lieder von seinen Fahrten singen Der horchenden fremden Schwestergemeine. »Weit über dem Meer, am Donaustrande, Dort steht ein Häuschen, ein niedliches, blankes, Und aus dem Häuschen, am Fensterrande, Winkt mir ein Mädchen, ein liebliches, schlankes. Und wenn auf ihren Arm ich dann fliege, Will fast mich des Nordens Schnee erschrecken, Als ob auf silbernem Baum ich mich wiege, Draus fünf der silbernen Zweige sich strecken. Auf ihren Schultern am Lockenbuge, Da fehlte nicht viel, daß Stolz mich berückte, Da meint' ich der Adler zu sein, der im Fluge Im Sonnenstrahlennetz sich verstrickte! Und wenn aus der hohlen Hand zum Mahle Der frische kristallene Born mir quillet, Da schlürf' ich aus alabasterner Schale, Wie sie dem Sultan der Sklave füllet. Und wenn das Körnlein in ihren Lippen, Mein täglich Brod, mir entgegen blickte, Da meint' ich Purpurkirschen zu nippen, Als ich den köstlichen Kern daraus pickte. Und Solches ist wohl in jenen Landen Die süßeste Speise, das Mahl der Freude; Denn Einer, der oft daneben gestanden, Der sah mein Picken immer mit Neide.« So wird dein Preis jetzt im Süden klingen! Heil mir, dem solche Liebste zu eigen, Von der die Vögel in Afrika singen Und in Europa die Nachbarn schweigen!