6. »Durch meines Kerkers Eisengitter rangen Sich meine Blick' empor zum Himmel droben, Den Ball des Mondes sah ich leuchtend prangen, Vom goldnen Kranz der Sterne rings umwoben. Da klang's aus ihnen in mein Herz und keimte Gleichwie ein kindisch Märchen alter Tage, Bevor der Götter Schaar die Erde räumte Dem Menschenvolke von gemein'rem Schlage. Es war ein Ries' einst, hochgewaltig, tüchtig, Der sprach zum Mond: Dein Licht behagt mir eben, Doch bist du mir zu wanderlustig, flüchtig Und solltest fein an festem Wohnsitz kleben. Nicht übel stündest du mir über'm Bette Als Abendlamp' in meinem Schlafgemache! Er spricht's und schmiedet eine goldne Kette Und hängt den Mond dran auf am Himmelsdache. Doch der rollt fort und fort unaufgehalten, Und klingend riß die Riesenkette droben, Daß in Millionen Trümmer rasch zerspalten, Weithin gesä't, die goldnen Splitter stoben! Und sieh, als Sterne sind sie dort geblieben, Da leuchten sie ins Herz mir ihre Kunde, Als Freiheitshymn', in goldner Schrift geschrieben Tief auf des Himmels dunklem, ew'gen Grunde. Es flüchtet gern mit seinen stillen Schätzen Das Menschenherz in die gestirnte Ferne; Es will der Mann in Fesseln gern versetzen Selbst seine Ketten in die ew'gen Sterne.«