Der Friedhof im Gebirge 1. Friedhof der Alpen, deine Hügel schwellen So friedensgrün am Tannenwald vor mir, Als schlüge seine leisen grünen Wellen Der stille Ozean des Todes hier. Nicht hast du nach der Städter Art umzogen Mit blanken Mauern rings den Wellenschwall! Die sanften Hügel, als empörte Wogen, Durchbrächen, überfluthend, bald den Wall! Auf ihnen wogen nicht im fahlen Schimmer Steinkreuze, Säulen, Katafalke fort, Und Urnen, Pyramiden, gleichwie Trümmer Vom Wrack des Lebensschiffs, gestrandet dort! Nein, sie verspülen sanft und frei! – Entstiegen Ist draus ein Kreuz allein, kunstlos und schlicht, Als Leuchtthurm wohl, der, wenn die Sterne schwiegen, Auf diese dunkle See ausgießt sein Licht. Der Vollmond quillt durch dunkle Tannenreiser Und mündet seinen Lichtquell wellenwärts. Die Waldeswipfel flüstern immer leiser, Und stiller Meeresfahrt gedenkt das Herz. Du träumst, dein Haupt verhüllt in Silberschleiern, Und ahnst, o Tannenbaum, wie du als Kahn Einst wirst hinaus ein Kind des Friedens steuern In diesen stillen grünen Ozean!