2. Einst an jenem großen Tage, Wenn wir treten allzumal An des Ew'gen Hofgelage In den offnen Himmelssaal: Da wird bang manch Herz erzittern, Scheu gesenkt sein manch ein Blick; Doch dein Herz, das wird nicht zittern Und nicht senken sich dein Blick. Und dein Fuß, er wird nicht wanken, Schreiten wirst du fest und grad, Nicht wie Einer, der zu danken, Nein, wie der zu fordern naht! Wie im Fürstensaal der Arme Stolzen Auges rings erblickt, Daß mit seinem Schweiß und Harme Sich die Majestät hier schmückt! Wenn du zu des Ew'gen Füßen Einen Blumenozean Siehst in Farbenwogen sprießen, Rufst du frei und kühn hinan: »Herr, von diesen Rosen eine War schon einst als Knospe mein! Arm ward ich, seit sie die deine, Du nicht reicher, seit sie dein!« Eine Glorie siehst du wallen, Die das Haupt des Ew'gen kränzt, Aus den Morgenröthen allen, Die der Erde je geglänzt. Ohne Scheu wirst du nun fragen: »Herr, vom Lichtkranz, der dich ziert, Hätte meinen Erdentagen Nicht wohl auch ein Strahl gebührt?« Harfen schlagen Engelchöre Um des Allgewalt'gen Thron, Und du rufst mit einer Zähre, Furchtlos, doch im Schmerzenton: »Herr, es war zum Erdgeleite Einer dieser Engel mein! Du nahmst mir ihn von der Seite, – Hergewankt bin ich allein!«