Die erste Palme Dort ein Palmbaum auf der Höhe Aus dem Klostergarten ragt; Erste Palme, die ich sehe, Bringst du mir den Ost, der tagt? Luftig schwankt wie Pfaugefieder Ihre Kron' am schlanken Schaft Ueberm Rauschen laub'ger Brüder, Stumm, durchsichtig, geisterhaft. In dem Grase schläft am Baume Ein Novize, jung und schön; Hat gelispelt seinem Traume Ostens Wonne aus den Höhn? Denn er sieht in üpp'gem Kleide Sich in Sammt und Golde nun Auf den Kissen weicher Seide Fern in einem Garten ruhn. Blumen, ries'ge, wunderbare, Gaukeln, duften, sprühn um ihn; Liebliche Gazellenpaare Durch die fernen Büsche ziehn. Wundersame Vögel singen Rings so schön, doch unsichtbar: Plätschernde Fontainen springen Aus den Marmorbecken klar. In dem Wellenglanz sich spiegelt Sein Palast in gold'ner Zier; Rosenbüsche sind geflügelt Paradiesesvögel hier. Durch der Palmen Säulenhallen, Schlank sich streckend kuppelan, Stumm in weh'nden Schleiern wallen Schöne Frauen stolz heran. Und die weißen Schleier sinken! Ach, der Augen Flammenschein! Sultanlaunisch will er winken, Denn sie sind ja alle sein! Horch, Geschrei von allen Seiten, Heulen, Jammern ihn erschreckt! Ach, des Klosters Vesperläuten Schrillen Tons hat ihn geweckt! Ei getrost! Zum Chor ist's eben Vom Harem nicht allzuweit! Mönch und Sultan, beide leben In bequemem Faltenkleid! Und noch blickt dein Osten nieder, Deine Palm', am schlanken Schaft Schwankend leis wie Pfaugefieder, Stumm, durchsichtig, geisterhaft.