Zwei Leichen Zwei theure Leichen liegen im Schweizerland zumal, Die ein' im Feld bei Frastenz, die andr' in Dornecks Thal! Allbeide edel, doch haben sie sonst wohl nichts gemein Als blut'ge Herzenswunden und ew'gen Schlaf allein. Der eine schien gesunken als starker Felsenthurm, Der kühn im Sturm gestanden, doch auch gestürzt im Sturm; Sein Herz, nun welk und fühllos, ein ausgebrannter Vulkan, Einst herrlich, flammenstrahlend! Tod dem, der's wagt zu nahn! Der Andr' ein uralter zertrümmerter Altar, Drauf einst die Opferflamme gelodert rein und klar; Sein Herz das milde Abbild der Sonn', ein Regenbogen, Der Bogen ist erloschen, die Sonne hinüber gezogen. Dem schließt ein Weib das Auge, und ihre Thräne rinnt; Dieß Weib, ist's nicht die Freiheit? Es ist des Greises Kind! Die Herzen seines Volkes, die sind sein Todtenbuch, Die freie Heimaterde, die ist sein Leichentuch. Doch Jener, unbetrauert, verlassen und allein! Wer drückt ihm zu die Augen, wer wird ihm Thränen weihn? Blieb nichts ihm treu? O sehet, sein traurig Schlachtroß dort Scheucht ihm vom Haupt die Raben, die ungeduldigen, fort. Wie Kön'ge stolz war dieser und war doch nur ein Knecht, Frei jener wie kein König, doch eben schlecht und recht; »Dort liegt Wohlleb!« Der Schweizer zeigt's, ruhmerröthend, euch, »Und hier der Fürstenberger!« Da bebt er und wird bleich. Ein Kästlein, drein die Freiheit gern ihren Brautring legt, Das scheint der Sarg des Einen, der solche Worte trägt: »Ich bin ein freier Schweizer, Heinz Wohlleb zubenannt, Dieß Häuschen und sein Sasse stehn beid' in Gottes Hand.« Der Sarg des Andern aber schien eines Fürsten Schrein, Voll bluterkaufter Juwelen, drauf grub dieß Wort man ein: »Dem König war mein Leben, die Seele Gott allein, Mein Herz den Fraun ergeben, die Ehre nur blieb mein.« O Ehre, Fürsten, Frauen! ha, gebt ihr solchen Lohn? Speist selbst auf Grabessteine, o Welt, du deinen Hohn? Schlaft sanft, ihr Zwei! Ihr aber, die ihr noch jetzo wacht: An wessen Stelle lieber schlieft ihr die ew'ge Nacht?