Der feindliche Bruder, Seitenstück zu Schlegels feindlichen Brüdern in der Aglaja für 1821 Dem Schludrian und Schlendrian, Samt ihrem Vater lobesan, Ist noch ein Bruder: Schundrian, Sonst auch genannt: der Wetterhahn. Und wie der eine mit der Zeit, Der andre hinter ihr laleit, So geht der dritte vor der Zeit. Das heißt, sowie dem Herren deucht, Daß sie aus ihrem Wege weicht, So springt er vor, gewandt und leicht, Und hat das Ziel vor ihr erreicht. Und, richtend sich den Hahnenkamm, Ruft er: Seid mir gegrüßt, Madam! Schon längst vor euch hierher ich kam, Wohl dem, der mich zum Führer nahm! Und was nun in der Zeit rumort, Dafür hat er sogleich ein Wort: Romantisch, absolut, naiv, Antik, lebendig-positiv, Was längst schon da war still und tief, Heißt sein, weil ers beim Namen rief. Und so von Wort zu Wort herum Geht er mit seinem Säkulum, Ist griechisch, indisch, kreuz und krumm, Dann wieder spanisch, Hand kehr um. Wälzt sich wohl auch im Kote gern, Trägt mal der Sund die Schand-Luzern, Hält Skrupel sich und Zweifel fern, Findt im Genuß des Lebens Kern. Doch alles das nicht so gemein, Erst idealisiert ers fein Und gibt die Quintessenz allein, Das Sublimat, den Lesern ein. Ist nun die ganze Welt verpufft Und leer und hohl, wie leere Luft, Hält auch das Letzte länger nicht, Zerbröckelt, wo mans faßt und bricht, Dann mißtraut er dem eignen Licht, Wie alte Hur zum Betstuhl kriecht. Ihm, der nur Ideales trug, Ist nun nichts positiv genug, Und: »Religion und Porterkrug« Ist von nun an sein Weidmannsspruch. So duckt und büßt der Jammermann Und feindet jeden andern an, Der, so wie er, nicht büßen kann, Weil er nicht das, was er, getan. Verlästert alles rings herum, Schreit über Höll und Heidentum, Und möchte Kraft und Licht verschwärzen, Weil sie erlöscht in seinem Herzen. Das ist die Mär vom Schundrian, Dem dritten Bruder lobesan Des Schlendrian und Schludrian, Gemein genannt: der Wetterhahn.