Xenien 1 Wähnst du denn ungestraft mich zu schlagen, zorniger Streiter, Mit dem gewaffneten Fuß? Bin doch nicht alt und nicht krank. 2 Eigne Gedanken sprichst du mir ab, und es sind auch nicht eigne, In der Weihe Moment gab sie die Muse mir ein. 3 Eins die Göttin noch sprach, als sie den Bann 1 mir verhängte, Den euch erzählt mein Gedicht – Eins, das zuvor ich vergaß. »Mühe«, sprach sie, »dich ab und erzogst du Rosen und Nelken, Fresse gehörntes Vieh dir deine Blumen als Gras.« 4 Was begeistert ich schrieb, das willst du mir nüchtern bekritteln; Ist dir, nüchterner Mann! denn die Begeisterung fremd? 5 Doch nur begeistert am Pult und nüchtern auf offener Straße, Bin ich ein Greul dir mit Recht: feindest du billig mich an. 6 Es ist wohl wahr, daß Tadel quält, Einstimmger Beifall schöner: Doch, was erkennt der Kenner, zählt Und nicht, was wähnt ein Wähner. 7 Schmähet, schmähet nur zu, ihr laut rezensierenden Zungen! Über den Reichen zu Pferd schimpfet das Volk, das zu Fuß. 8 Belle, belle nur zu, doch wie du, Köter, auch bellest, Kriegst du den Mond nicht herab, kommst du zu ihm nicht hinauf. 9 Auf, erneue den Streit, sooft du schwingest den Knüttel, Send ich aus sicherer Höh goldene Pfeile herab. Fußnoten 1 Sieh das Gedicht: Der Bann in dem heurigen Jahrgange der Aglaja.