Bei der Geburt eines Prinzen Du eines guten Mannes gute Tochter Und eines frommen Kaisers Schwiegerkind, So windest du dich, jammernd um Erbarmen, Und bebt dein Leib von ahnungsvollem Weh? Sind das denn nicht die Hallen der Cäsaren, Der Pol-Stern eines sturmbedrängten Volks, Von wo aus donnernd die Geschicke fahren, Die blind erwartend hinnimmt eine Welt? Und fand der Schmerz in diese Herrschermauern, In diese Herrscherglieder einen Weg? Und, leichthingleitend ob des Fröners Weibe, Tritt er dich an und ruft: sei Mensch und leid! So widerspricht sich also sehr der Himmel? Und die er ausnimmt vom gemeinen Los, Daß sie nicht irren oder doch nicht fehlen, Und wenn auch fehlen, nimmer sich vergehn, Und wenn vergehn, sie selbst kein Tadel richtet, Bis einst, statt Pairs, als Gleicher über Gleichen, Ein einziger Geschworner sie verdammet: Gott. Und widerspricht sich also sehr der Himmel, Daß, ob von Ewigkeit und Gottes Gnaden Erkoren, recht zu tun und recht zu haben, Sie doch der Menschheit Los, das irren heißt und leiden, Nur halb verschont mit seiner Flüche beiden, Und sie, befreit von Rechenschaft und Wahl, Der Dränger Schmerz heimsucht mit seiner Qual? O schwach und falsch! Fürwahr, ein festres Merkmal Tat not, um zu beglaubigen der Welt Die auserkornen Lenker der Geschicke. Wie einst Alcid und jene Göttersöhne Mußt ein verklärter Leib im Mark der Kraft Umkleiden wie ein Purpur ihr Vermögen, In langen Doppelnächten stark erzeugt Und freudig an das Licht der Welt geboren, War eines Öta Brand, ein Donnerkeil Der einzge Rückweg aufwärts zu den Ahnen, Der würdig ihres Laufs und ihres Stamms. Und, arme Mutter neurer Göttersöhne, Liegst wimmernd du mit halbzerfleischtem Leibe, Fühlst dich, halb sterbend, gleich des letzten Bettlers Weibe? Und dieses Kind, das deinem Schoß entsprießet, Wird es nicht wimmern und nach Nahrung weinen? Nicht spielen? und du wirst sein Fehl bestrafen. Selbst an das Ziel der Mündigkeit gelangt, Wird er im Unrecht sein, sooft er anders will Und anders denkt als sein gekrönter Vater. Erst an der Gruft einst dessen, der ihn zeugte, Senkt Weisheit sich mit einmal auf sein Haupt, Und er prägt aus die Meinung seiner Zeit, Alleinig echt, nach selbstgeformtem Stempel, So lange bis der Tod, bis ihn das Schicksal Durch eines glücklichen Bewerbers Hand, Durch eignen Volkes Grimm – was Gott verhüte! – Von dem ererbten Reiche feindlich trennt Und seine Weisheit scheidet mit dem Thron. O glaube nicht, du schmerzbedrängte Frau, Du gute Tochter eines guten Vaters, Daß niedrer Hohn in diesen Zeilen spottet. Ich liebe dich, wie ich die Menschen liebe, Ich achte dich, weil du ein Mensch und gut. Nein, Mitleid wars, was mir die Brust bewegte, Als einsam sinnend deiner ich gedacht. Denn, ach, sie sagen, daß seit dreien Nächten Du ängstlich harrst der Stunde der Geburt, Und nicht vermagst und ab im Schmerz dich quälst. Da fiels mich an mit grimmigen Erbarmen, Daß du die Magd des Elends wie die andern, Daß all die Lügen einer Schmeichlerwelt Nicht einen Gran ersparen dir des Wehs, Das dich verknüpft den andern Erdentöchtern, Und du vielleicht, so jung, so schön, so gut, In diesem Augenblick dem Tod – Doch horch! Ist das Geschütz nicht donnernd von den Wällen? Noch einmal. – Zwei und drei. – Und zehn – und zwanzig. Du bist erlöst, ein Sohn ist dir geboren. Heil dir und ihm, dem Erben eines Throns! Lang mög er herrschen, du dich seiner freun, Als Fürst sei er der erste seiner Gleichen, Als Herzog zieh er her vor seinem Volk Und zieh als solcher jeden Titel nach, Mit dem das Land je seine Hoffnung grüßte – Nur den von Reichstadt nicht und von Bordeaux.