21. Auf eben selbige 1. Tugend / wann ich dich zu lieben mir so steiff nicht fürgesetzt / blieb' ich durch so viel Betrüben mehr als tausend mal verletzt. Alle Wetter gehn auf mich / Zornesstrahlen / haglen / knallen: doch / solt auch der Himmel fallen / gleichwol lieb und üb ich dich. 2. Was ich deinetwegen leide / gieß' ich alles in den Leth. Mir beliebt die Weißheit-Weide: daß / dem Unglück in die Wett ich ganz unbeweglich bleib' und die holden Musen ehre / mich an Neid und Streit nit kehre / etwas sie zu preißen schreib. 3. Wird nit / in den sauren Wellen / unsrer Perlen Zier erzeugt? solt' ich nicht auch / in Leid-Quellen meiner Freundin seyn geneigt? Ja / mein Herz / schließ dich nur zu / wie der Perlen Mutter pfleget / daß kein Grimm-Salz dich beweget: Weißheit lieb' und leb in Ruh. 4. Jason kunte nicht erlangen / ohne Streit / das göldne Fell. Hercules wurd nit ruhmprangen / wann er nit in jener Höhl hätt' erlegt die wilden Thier. Tugend / muß mit Schmerz gebähren ihre edle Frücht / die Ehren: Niemand nehm ihm's anderst für. 5. Meine Schöne / meine Reine / Weißheit meine Herzen-Braut! dir hab ich mich gantz alleine zuregieren anvertraut. Neid und Boßheit acht ich nicht / ob sie schon die Tugend hassen. Sich durch nichts abtreiben lassen / in der Weißheit Liebes-Pflicht.