Spruch-Reimen 1. Jesu / meine Wunder-Allheit! Wunschbeseelig mich mit dir. Wann ich diesen Haupt-Wunsch kriege / opffer' ich all andre Gier. 2. Mensch / wilr du / daß dein Thun nicht soll zu nichtes werden / so ruffe diesen an / der schuff' aus nichts die Erden. 3. Soll deiner Anschläg Bolz mit in die Scheiben gehn des Glückes / muß dein Aug' auf Gottes Hülff absehn. 4. Die Weißheit ist / vor Gold / auch Gelt und Welt / zu ehren. Sie war / und bleibt auch stehn / wann die sich um wird kehren. 5. Die Weißheit ist / wie Sonn / vor welcher nichts verborgen: vor dieser flieht die Nacht / vor jener alle Sorgen. 6. Die Tugend / wie der Palm so schwere Früchte träget / erhebt sich mehr empor: die Last den Muht erreget. 7. Gleich wie das Wasser offt durch dicke Dämmereist: also gelingt die Müh deß / der sich steiff befleist. 8. Auf Hoffnung / wird das Traid / gesäet in die Erden: auf Hoffnung / Tugendsee / wilt du vollkommen werden. 9. Beständig bleibt der Stamm / doch nicht die Blüh und Frucht: der Tugend Ruhm besteht / nimmt Schön' und Zier die Flucht. 10. Der Wind / ob wol sehr rauh / der Sonn den Weg bereitt: Verachtung / fähig macht der theur-erkaufften Freud. 11. Der Gottes furcht kan nichts / als sie ihr selber / gleichen: all anders muß vor ihr und ihrer Krafft weit weichen. 12. Gleichwie der Frülings-Wind die Schwalben uns her führet: so Widerwärtigkeit / offt Lust und Trost gebiehret! 13. Kein Süßheit ist / die gleicht der Tugend Krafft-geniessen: es kan ein ganzes Meer der Wollust aus ihr fliessen. 14. O Tugend! wann nicht wär dein End mit Freud verguldet / so fündstu wenig Volck / das deiner Herrschafft huldet. 15. Ein kleines dulde dich / O Creutz-belaste Schaar: biß Sieg und Tugend wird ein wolvergnügtes Paar! 16. Der Tugend ihr Geschick / ist Schmach und Unrecht leiden: doch läst sie sich dadurch von ihren Zweck nicht scheiden. 17. Wer dapffer und beherzt / den schröckt kein drauen nicht: der Eiffer wird geschärfft / wann man ihm widerspricht. 18. Das wär ein schlechte Lieb / wann ich dich nur wolt lieben / O Tugend / wann es Fried! im Krieg / muß Lieb sich üben. 19. Wird schon gerechte Sach in Mittelpunct der Erden verworffen: muß sie doch mit Ruhm hervor bracht werden. 20. Ob auch Gerechtigkeit nicht allzeit also scheinet: so wird sie doch durchs Creutz / wie Silber / ausgefeinet. 21. Wie kein so lange Nacht / es folgt ein heller Morgen: so bleibt Gerechtigkeit nicht ewiglich verborgen. 22. Betrüb dich nicht zu viel! dann / was dich heut beschweret / wird morgen in ein Kron / aus einem Creutz / verkehret. 23. Der Tugend / und der Perl / ist nichts an Wehrt benommen: ob in der Thoren und der Kinder Händ sie kommen. 24. Das wär ein thöricht Ding / in Unglück Tugend lassen. Im grösten Unglück / muß den grösten Muht man fassen. 25. Es wird vom Widerstand / wann Tugend ihn vermerket / die Gier / wie Oel von Feur / verdoppelt und verstärket. 26. Es ist kein kleine Stärk / auch unterlegen siegen; weil man die Gurgel tritt / neu' Helden-Kräffte kriegen. 27. Die Tugend / ob sie schon vor Haß und Neid gefrieret / in Gottes Gnaden-May sich frölich neu gebiehret. 28. Die Tugend / wie die Schwalb / im Unglück' ligt entwallen: wart / bis des Himmels Hülff den süssen West lässt schallen. 29. Wie in der Winter-Erd der Blumen glanz verborgen: so wird der Tugend Zier verheelet durch die Sorgen. 30. Die Bluhm bricht endlich aus / durch süsses Zeit-verkehren: der Tugend Tuckungs-Zeit / wird auch nicht ewig währen. 31. In allen Fall sich kan der Tugend Krafft ereigen: im Siege Dapfferkeit / verlierend Großmuht zeigen. 32. Es ist der Tugend Art / was schweres ihr vorsetzen: auf daß der Wunder-Sieg sie höher soll ergetzen. 33. O Tugend! die Gefahr trägt Rosen / dich zu krönen / die die Unmüglichkeit als Gold pflegt zu verschönen. 34. Wer herzlich Gott vertraut / kan alle Ding verschaffen / nimmt Erd-und Herzen ein mit Glaub- und Wortes-Waffen. 35. Ein ander liebe das / was Indien herschicket: mir liebet Glaubens-Krafft / ich werd durch sie erquicket. 36. Mit freuden sieget ob der Wunder-Glaub zu letzt / die Widerstehungs-Hand ihm selbst den Kranz aufsetzt. 37. Unmüglichkeiten- Stein zur Grundfest wird geleget: nur in Ungläublichkeit der Glaub zu wundern pfleget. 38. Die Hand / so Feur gekühlt / und Lewen-Rachen bunde / ist unverkürzt / und kan die Kunst noch auf die stunde. 39. Die unverwehrlich Zeit / kan alle Ding' erreichen / es muß ihr Felsen-fest' und Atlas-Stärke weichen. 40. Aus kleinen Sämlein offt entspringt ein dicker Stamm: ein kleines Fünklein Glaub / bringt grosse Würkungs-Flamm. 41. Durch wagen mit Vernunfft / wird keine Sach vergeben: die / sichert vor dem Fall; und jene / macht erheben. 42. Der Brunnen tieffe kan den Wasser-Safft versüssen: aus tieffer Heimlichkeit / kan süsse Freude fliessen. 43. Die Tugend hat gar nie sich Ursach zubeklagen: sie kan den Sieges- Fahn in allem Zustand tragen. 44. Ich glaub' Ungläublichkeit: jedoch mit dem beding / daß dem / auf den ich trau / sind alle Sachen ring. 45. Wen Gottes Hand regirt / dem kan es nicht mislingen: er kan / aus finstrem / Liecht / und Glück aus Unglück / bringen. 46. Mein Wunsch ist / Gott allein / der endlich wird zu allen. Solt mir / der alles ist / vor allen nicht gefallen? 47. Gott gibt mir alles hier / aus freyem Liebes-Muht: das / was er mir versagt / ist nichts / weil es nicht gut. 48. In Gott / end' ich mein Thun / daß es unendlich wird. Da / wo mein Leben ist / da hafft auch die Begierd. 49. In Mittelpunct der Ruh / die ewig sich beweget / sey mein unmüssigs Werk mit stillem Fried geleget. 50. Ich wolt' / ich könte so Beginnen / daß ich / vergnügt wär aller Sinnen: doch weil der Höchst es selbst nicht kan / wie daß ich mich nimm darum an? Liebes Bvch! geh / Mehre / GOTTES Preiß vnd Ehre.