25. Erhörungs Verlangen 1. Solt dem Brunnen des Gesichtes / der Erzklarheit alles Liechtes / meine Noht verborgen seyn? solten Seuffzer Herzen sporen / bey dem Urohr seyn verlohren? ach der Glaube saget / nein! 2. Solt das all-erfüllend Wesen nicht in meinem Herzen lesen / dessen innerste Begier? solt es / weil es ihm zu Ehren / nicht so seltnen Wunsch gewähren? Glaube hält es nicht dafür. 3. Solt der zartest' Augen-Schmerzen nicht dem Höchsten gehn zu Herzen / als die gröst' Unleidbarkeit? solt' er / wann man an-will-tasten seinen Augen-Stern / noch rasten und verziehen lange Zeit? 4. Siht er doch / in meinem Flehen seines Geistes Strahlen stehen / und mit Christ-Rubinen Blut alle meine Wort versetzet! ist sein Herz dann nicht durchätzet / von der Purpur-Flammen Flut? 5. Er wird ja die Thränen zählen / und Ergetzung auserwählen / auf so heissen Himmel-Zwang! seine Hand wird sie abwischen / und mit Himmel-Lust erfrischen: fliessen sie gleich noch so lang. 6. Die beweglichst Erzbewegung / lässet zu die Creutz-Erregung: daß sie den Hülff-Stachel spitzt / daß die Feuer-Liebes strahlen können durch gedonnert fallen / und die Gnaden-Hülff herblitzt. 7. O du Himmlisch-leises Lenden / unbegreifflichs Segen-Senden! ich vertrau mich deinem Raht. Kan ich schon dein Ziel nicht sehen: will ich in Gehorsam gehen / und es finden in der That. 8. Laß mir nur ein wenig leuchten / deine Weißheit / mich befeuchten mit dem Edlen Glaubens-Safft / mein verschmachtes Seelen-Leben! so will ich mich ganz dir geben / gibstu nur ein Tröpfflein Krafft.