An Jungfer L.A.V. Kulmus 1732. Schmäht, ihr Lästrer unsrer Kunst, Schmäht, ihr tollen Dichterfeinde! Unsrer Flammen reine Brunst; Schmäht der Dichtkunst wahre Freunde. Eurer schnöden Zungen Gift Kann die Tugend nicht erschrecken; Denn was ihren Glanz nicht trifft, Kann denselben nicht beflecken. Seht Petrarchens Beyspiel an, Wie beständig konnt er lieben? Ist er nicht der Tugendbahn Lebenslang getreu verblieben? Laurens Schönheit, Geist und Witz, Sammt der edlen Seele Gaben, Waren einzig Stral und Blitz, Die sein Herz entzündet haben. Weit entfernt, und doch getreu, Kaum ein einzigmal gesprochen, Gleichwohl sonder Häucheley Sein Gelübde nicht gebrochen; Dieses sind für eure Brut Wahrlich viel zu edle Proben; Doch dafern ihrs gleichfalls thut, Will ich euch gedoppelt loben. Aber nein! ihr könnt es nicht, Das gehört für edle Seelen, Die sich kein verführend Licht, Statt des Leitgestirnes, wählen. Dichter, die der Himmel treibt, Lieben nur des Himmels Kinder. Nur die Glut, die irdisch bleibt, Die verlodert auch geschwinder. Auch in Laurens Tode gar Kann sein Lieben nicht erkalten. Nein, er will es, wie es war, Bis zur kalten Gruft erhalten. O, was Wunder! daß sie noch In Petrarchens Liedern lebet, Da er ihrer Liebe Joch Auch zerdrümmert noch erhebet. Schönste Laura dieser Zeit! So wird dich dein Dichter ehren! Denn von Unbeständigkeit Sollst du wahrlich niemals hören. Bist du doch des Himmels Kind, Der mich selbst zu dir geführet: Darum bleib ich treu gesinnt, Bis mein letzter Puls sich rühret.