Nach der Vorstellung von Romeo und Julie So kann denn selbst die fromme treue Liebe Der große Sturm zum Schiffbruch' seyn? Ich träumte sonst, ihr leises Lüftchen triebe Den leichten Nachen dieses Lebens In deinen Port, o Ruh'! hinein? Ach! seh' ich dich den Todesbecher trinken, So will ich fort, Romeo, will ihn dir Entringen, will dir hin zu Füßen sinken, Mich um dich klammern, schluchzend bitten: Bleib, große Seele, bleib doch hier! Doch, Julie! wenn du nicht einen Tropfen 1 Für dich hast, dann bewein' ich dich! Muß nicht die Angst den Lebensquell verstopfen? Denn laß ihn fließen, und er windet Durch Sümpf' ins Thal des Todes sich. Sieh, Amarant! auch mich kannst du verlieren. Geschieht's, beweine du mich dann! Doch auf den Pfad des Todes dich zu führen: Das soll es nicht! denn, Haß, dem feigen, Und Liebe, dem beherzten Mann'! Das soll es nicht! Es könnt' uns ewig scheiden; Und fliegt mein Geist zum Himmel hin Schon itzt voraus, die zweite meiner Freuden Ist, dort auch, die: daß ich auf ewig Bei deiner Liebe selig bin! Das soll es nicht! des Herzens voller Güte, Des Kopfs voll Geist, ist diese Welt Kaum werth, allein bedürftig; und was blühte So frisch der Lorbeer, den die Ehre Für dich in ihren Händen hält? Wenn aber du den Kelch (dem Thoren – trübe, Dem Weisen – klar,) noch vor mir leerst – Ach! bin ich nicht ein Mädchen? und voll Liebe? O guter Gott! und all' ihr Engel! Mir, mir den Todestrank zuerst! Fußnoten 1 Aus Romeo Giftbecher.