An Sophien 1 Wär' ich, o Holde! So reich an Golde, Als ich an Reimen, An Morgenträumen Und Possen bin: Mich könnte Keiner Nach meinem Sinn', Als Grassi mahlen, Den unser Einer Nicht kann bezahlen. Könnt' ich das Gold, Das Ungarn zollt, Im Berge, wie Minervens Eule Die Mäuse, sehn: Ich ließe traun! In kurzer Weile So wunderschön, Wie zum Exempel In Sanssoucis, Auch einen Tempel Der Freundschaft baun. Allein, Sophie! Wenn deine Mühe Gleich zwanzig Beutel Für mich noch strickt: Die Müh' ist eitel! Fortuna spickt Von allen keinen, Wie an dem Einen Man schon erblickt. Das Herz nur drückt, Zum Glück', den Stempel Der Freundschaft auf. Was kommt darauf Am End' auch an, Ob tausend Mann An einem Tempel Der Freundschaft, baun, Und, ihn zu schmücken, An Meisterstücken Zehn Nahle haun? Hat bei den Alten Dieß vor Erkalten Kein Herz geschützt: Warum denn itzt? – Vor dem Vergessen Schützt kein Portrait Den armen Gauch, Drei Tag', und hätt' Er Grassi auch Dazu gesessen. Mein Schattenriß Mit meinem Herzen, Läßt dich gewiß Das Bild verschmerzen; Und mehr, als dieß, Vermag im Leben Ich nichts zu geben. Doch ganz gewiß Reicht beides hin, Dein Angedenken Mir, Sängerin! Dafür zu schenken. Fußnoten 1 Die verstorbene Dichterin Sophie Schwarz. Der Verfasser übersendete ihr mit dieser Epistel eine Tasse mit seinem Schattenrisse auf der einen, und einem Tempel der Freundschaft auf der andern Seite.