Bei Uebersendung ihres Bildnisses Was verschönern! was verstecken! Nur gemalt so wie ich bin! Alle kleine Sommerflecken, Wie sie da sind, treulich hin! Doch was half mir diese Bitte? Seine 1 kleinste Sorge war, Ob mein Herz darunter litte? Schöner malt' er Stirn' und Haar, Schöner malt' er Kinn und Nase, Aergert' ich mich noch so sehr: Frag' ihn, Liebster, ob er rase? Denn das bin ich nimmermehr. Und was sollen diese Lügen? Bildet sich der Mann wohl ein Mich gefällig zu betrügen, Schöner, als ich bin, zu seyn? Ob die Schönheit mich empfehle? Das ist meine Sorge nicht, Denn du liebest Nantens Seele, Thoren, nichts als ihr Gesicht. Alles hieß ich diesem Tropfe, Diesem Stümper, endlich gut, Aber brennen nicht im Kopfe Meine Augen voller Glut? Der Natur nicht, bloß dem Glücke Dank' ich dieß, mein Amarant, Denn der erste deiner Blicke Setzte plötzlich sie in Brand. O die Augen! o die Augen! Schade was für das Gesicht; Ha! zum Maler mag er taugen, Zum Geliebten taugt er nicht. Dieses Schmachten, dieses Sehnen, Dacht' ich so in meinem Sinn', Diese halb versteckten Thränen – Kurz, die Seele malt er hin. Und wie will ich in dem Bilde Gern vor Amaranten stehn! Wenn er zornig ist, so milde, Wenn er seufzt, so freundlich sehn! Wenn er betet, wenn er dichtet, Schlaf' er oder sey er wach, Immer nur auf ihn gerichtet Folget ihm mein Auge nach. Will er, böser Menschen müde, In sein Kabinet entfliehn, O wie soll ihm Trost und Friede Von dem Bild' entgegen ziehn! Und nun sieh! – ich möcht' ihn schlagen! – Sieh die Augen, lieber Mann! Ist es nicht als wenn sie sagen: »Geh doch, sieh uns nicht so an!« Und nicht wahr, so saure Züge Machen dir im Ansehn Qual? Willst du frohere? So fliege Morgen zum Original'. Fußnoten 1 Des Malers.