An Nantchens Lieblingslinde, vor einer Reise Wie hast du mich, du kleiner Baum! so lieb! Wie so gelinde spielest Du mit den runden Blättern um mich hin! Ob du vielleicht es fühlest, Daß ich in deinem Schatten bin? Wie lieb' ich dich! Hier ist's, wo ich zuerst (Wie brachten da die Winde Uns deinen Duft!) mein Nantchen sah; In deiner weißen Rinde, Steht noch dein Stolz, ihr Name, da. Als die Natur den rosenfarbnen May, Ihr Schooßkind, niedlich schmückte, Mit Veilchen ihn bekränzt in dieses Thal Zu frommen Hirten schickte, Da küßte sie mich hier zum ersten mal. Doch ach! du sollst nicht mehr, geliebter Baum, Nicht mehr uns Arme kühlen, Von dir bedeckt, wird hier der Liebe Scherz Nicht mehr um Pfänder spielen; O wenn du kannst, empfinde meinen Schmerz. Von dir, o Lind'! und meinem Nantchen fern, Soll auch die Flöte schweigen; Hier hange sie so lang' unangerührt An deinen höchsten Zweigen, Bis mich zurück der Himmel führt. Doch bringt der Schmerz mein Nantchen hin zu dir, So laß den Zweig hernieder, Reich' ihr die Flöte hin, und spielet sie Der Liebe, Klagelieder, So rausche nicht in ihre Melodie.