7. Der alte Löwe Ein Löwe, der ein Held in seiner Jugend war, Lag nun, im höchsten Stufenjahr, Nicht ohne Gicht und ohne Schmerz, In seiner Höhle hinterwärts. Zwar fühlt' er noch sein großes Herz Und seinen Heldenmut; Allein, erloschen war der Augen Glut, Stumpf seine Klau, schwach sein Gehör; Und Zähne hatt' er gar nicht mehr. Ei! sprach er mit sich selbst, ei! Welch ein Held war ich! Welch einer bin ich nun! Umrunzelt seine Stirn, geht langsam, jämmerlich, An einen nahen Bach, den letzten Trunk zu thun; Spricht: Hier werd' ich ja wohl von meinen Thaten ruhn? Herr Löwe, ja, das wirst du wohl! Der Tod, Der dir mit seiner Hippe droht, Wie du mit zähnevollem Rachen Vasallen drohtest, der wird dir das Ende machen! Darum, Herr Löwe, ha! noch einmal trink dich satt! Er thuts, er löscht den Durst, nimmt seine Lagerstatt Am Bache, kehrt sich um, und seufzet: Himmel! Ach! wie matt! Und als der Unterthanen Schar, Die sonst in Furcht gesetzt vor seinem Anblick war, Den mächtigen Monarchen da Nun still, und ohne Kraft, am Bache liegen sah; Da gingen ihrer viel', und forderten ihn aus. Ein Schimmel sagte: Komm heraus! Ging rückwärts auf ihn los, Und schmiß ihn mit dem Huf; Ein Stier versetzt' ihm einen Stoß, Ein Wolf biß ihn! Herr König, dein Beruf Ist, dich zu wehren; wehre dich! Er kann nicht, er bereitet sich Zum nahen Tode. Traurig, stumm, Sieht er sich um, Und hat, im Innersten der Seele, Schon Abschied von der Welt genommen, So wie von seiner Höhle; Schon stirbt er still! Ach! aber ach! Zu seiner Qual, Sieht er von weiten her den Esel kommen, Der endlich auch an ihm zum Ritter werden will; Nun, seufzt er, sterb ich siebenmal!