20. Der Fuchs und der Hofhund In König Löwens Monarchie, (Äsop und Phädrus kannten sie,) Bestellen allemal die Erben, Wenn ihnen reiche Vettern sterben, Zum Lobredner den Fuchs. Einst starb ein reicher Luchs; Da trat der Redner auf, Erzählte seinen Lebenslauf, Sprach: Sie, bei diesem Trauerfalle Leidtragende! Sie wissen's alle, Was für ein Trost der Witwen und der Waisen Der war, den unsre Thränen preisen; Denn Thränen sind die besten Lobredner! Ach! welch ein guter Luchs war er! Mit Thränen in den Augen kam Der Arme stets in sein, ihm offnes, Haus, Mit Thränen ging er nie heraus. Der allzu Gute nahm Die Lasten, die den Armen niederdrückten, Von seiner Schulter; Wort und That erquickten Des Armen Herz! Gerecht ist darum unser Schmerz, Und unsre heißen Thränen fließen Von unsern Wangen, wie ein Strom, Auf dessen Grab, Der, so mitleidig und so fromm, Der Welt ein Beispiel gab! Ein Hofhund stand auf beiden Hinterfüßen, Und macht' ein hämisches Gesicht, Dem roten Redner, sagend: Fuchs, Ich bitte, lüge nicht! Die Red' auf den wohlsel'gen Luchs Hielt ja, vor einem halben Jahr, Ein Mensch auf einen Menschen; ja! fürwahr! Ein Mensch hielt sie; ich hört es, und lief fort! Er redete kein wahres Wort! Was lobt man doch die Schelme nach dem Tode? Laß, Fuchs, den Menschen diese Mode!