Siegeslied nach der Schlacht bei Lowositz den 1. Oktober 1756. Gott donnerte, da floh der Feind! Singt, Brüder, singet Gott! Denn Friederich, der Menschenfreund, Hat obgesiegt mit Gott. Bei Außig sahen wir den Held; Wie feurig brannten wir, Zu stehn mit ihm in Siegesfeld! Nun stehen wir es hier. Er ging, mit einer kleinen Schar, Den Siegesweg voran! Und schlug, wo Feind zu schlagen war, Und macht uns reine Bahn! Wir hatten Nacht, er aber nicht. Du, hoher Paschkopoll! Sahst ihn, im Helden Angesicht, Den Mars und den Apoll! Auf einer Trommel saß der Held, Und dachte seine Schlacht, Den Himmel über sich zum Zelt, Und um sich her die Nacht. Er dachte: »Zwar sind ihrer viel, Fast billig ist ihr Spott! Allein, wär' ihrer noch so viel, So schlag' ich sie mit Gott!« Das dacht' er, sahe Morgenrot, Verlangen im Gesicht! Der gute Morgen, den er bot, Wie munter war er nicht! Sprang auf von seinem Heldensitz, Sprach: »Eh' noch Sonne scheint, Kommt, Helden! hinter Lowositz, Zu sehen meinen Feind!« Da kamen Wilhelm, Bevern, Keith, Und Braunschweigs Ferdinand! Vier große Helden, weit und breit Durch ihren Mut bekannt. Auch drangen andre Helden sich Den großen Helden nach, Zu stehen neben Friederich, Zu horchen, was er sprach! Frei, wie ein Gott, von Furcht und Graus, Voll menschlichen Gefühls, Steht er, und teilt die Rollen aus Des großen Trauerspiels! Dort, spricht er, stehe Reiterei, Hier Fußvolk! – Alles steht In großer Ordnung, schreckenfrei, Indem die Sonn' aufgeht. So stand, als Gott der Herr erschuf, Das Heer der Sterne da; Gehorsam stand es seinem Ruf In großer Ordnung da! Die Sonne trat mit Riesenschritt, Auf ihrer Himmelsbahn Hervor, daß wir mit ihrem Tritt Auf einmal vor uns sahn: Ein unaufhörlich Kriegesheer, Hoch über Berg und Thal, Panduren, wie der Sand am Meer, Kanonen ohne Zahl! Und stutzten, Helden wohl erlaubt, Nur einen Augenblick; Ein Haarbreit schlugen wir das Haupt, Doch keinen Fuß zurück! Denn alsobald gedachten wir An Gott und Vaterland; Stracks war Soldat und Offizier Voll Löwenmut, und stand. Und näherte dem Feinde sich, Mit gleichem großen Schritt, Halt! sagte König Friederich, Halt! da war es ein Tritt. Er stand, besah den Feind und sprach, Was zu verrichten sei; Wie Gottes Donnerwetter brach Hervor die Reiterei! Huy! sagte Roß und Mann zugleich, Flog mit Geprassel, ließ Land hinter sich, bis Streich auf Streich, Auf Panzer Panzer stieß! Zu mutig jagte sie, zu weit, Den zweimal flüchtgen Feind, Der mehr durch Trug, als Tapferkeit, Uns zu bezwingen meint. Denn, ihrer Hitze viel zu früh, Hemmt ihres Schwerts Gewalt Kartätschenfeuer unter sie, Aus tück'schem Hinterhalt! Wie boshaft freut der Ungar sich, Dem List, nicht Mut gelung! Sie flieht zurück, und Friederich Hält ihre Musterung. Ha! Vater Bevern! riefen wir, Uns, uns Patronen her! Denn deinem armen Grenadier Ist schon die Tasche leer. Wenn er nicht Pulver wieder hat, So hat er hier sein Grab! Die Hunde regnen Kugelsaat Von ihrem Turm herab! Stürzt, sprach er, sie von ihrem Turm Mit Bajonett herab! Wir thaten es, wir liefen Sturm, Wir stürzten sie herab! Wir rissen Mauern ein, Pandur! Erstiegen deinen Schutz! Und boten, Tieger von Natur, Dir in die Nase Trutz! Du liefest, was man laufen kann; Du sprungest in die Stadt! Wir riefen, »Alles hinteran, Was Herz im Leibe hat!« Der tapfre Wilhelm aber nahm, Und führte bei der Hand Dich, Müller! an, und plötzlich kam Pandur und Stadt in Brand! Und Brüder, Braun, der Kluge wich, Voll Helden Eifersucht; Ließ uns und unserm Friederich Das Schlachtfeld, nahm die Flucht. Wer aber hat durch seine Macht Dich, Braun! und dich, Pandur! In Angst gesetzt, in Flucht gebracht? Gott, der auf Wolken fuhr! Sein Donner zürnte deinem Krieg Bis spät in schwarze Nacht. Wir aber singen unsern Sieg, Und preisen seine Macht!