AN JOHANNES ADDENS UND SEINE GATTIN Zweig um mein fenster wo die blumenglocken Schaukeln im grün und wingert der das lohe Spätjahrlaub schlagen fühlt: der rast-unfrohe Gast des verlassnen gartens wo frohlocken Von sonne und lachen eure traubenreihn Erfreut · als die hier wohnen froh da traten – Ich grüss euch: herbstge freunde denket mein Der wieder geht mit mehr als herbst beladen! Greis der mit deinem herbst von grauen haaren Frau die · im schwarzen kaum ein silberhaar · Herbstreife trägt in farbe und gebaren · Herbstsüsse fühlt im herzen klug und wahr: Lebt wohl! ihr habt mir zu der zeit gesprochen · Da all mein schmerz · verborgen · aufgebrochen Still seufzend eine jugend herbeschwor Die ich so liebte · so ungern verlor. Nicht jezt – vor jahren starb die schönre jugend Als je ein mensch im land mit mir erlebte · Die armut – meine not – schien meine tugend · Solang ich fromm nach neuer schönheit strebte · Schmerz war nicht: ohne schönheit · voll vertraun Bald nacht bald glut der schönheit zu erschaun. Doch war mir schmerz und lust nach solchem laufe Der fremden schönheit unerträumte taufe. Kein herbst-schön noch – ich weiss – doch blüht mein sommer Und ich beglückter bin ihm zugekehrt. Ich grüss ihn: bin ich nicht der neue kommer Der seiner wert ist wie er meiner wert? Doch sommer fand noch niemand · nicht sich sagend Dass jezt sein lenz für allezeit verdarb. Die fristen meines lebens überschlagend Seh ich sie alle tot wenn eine starb. Freundlicher herbst und jungheit die voll freude Blüht – so vereint nicht mehr so ganz viel jahre – Jezt hab ich durch euch beide klar erfahren Welch herbst ich wünsche · welchen lenz ich neide. Jezt geh ich hin · bin jezt dem manne gleich Der neugekauften garten zu besuchen Lang zagte · um die pfade nicht zu suchen Des alten in dem ihm so fremden reich – Doch der jezt geht und guten rats ins schloss Den schlüssel steckt · versichert: ohne pein In neuem land ein wanderer zu sein Und freundlich jede blume jeden schoss Grünen zu sehn – der · herr im fremden kreis · Die lebenswunder pflegen soll und schmecken Und · guter gärtner · voll vergnügtem preis Soll rosen blühen sehn an fremden hecken. Nun geh ich hin · ich hab an euch gesehn Dass wer nur liebt mit stätigem gemüte Den herbst und sommer sucht · wie ihre blüte Das kind das träumt dass blüten nie vergehn. Lebt wohl! und kehr ich – seis in einer andern Gestalt zurück (denn alle dinge wandern) Seht dann ob ich getrost den sommer lebe Von seiner frucht euch etwas wiedergebe.